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Mönch und Nonne

Gleich unter dem öden Burgplatz, auf welchem einst Schloß Mädel- oder Mittelstein stand, erhebt sich eine wunderliche Felsenbildung, Mönch und Nonne geheißen. Jeder Mann und jede Frau zu Eisenach wissen die alte Sage davon. In zwei Eisenachischen Klöstern lebten, in einem ein junger Mönch, in dem andern eine junge Nonne, die sich kannten und – liebten. Die strengen Klosterregeln begünstigten solche irdische Liebe nicht und hielten die Liebenden weit voneinander. Doch fand ihre heiße Zuneigung Mittel und Wege, sich zu verständigen und eines Abends enteilten beiden den dumpfern düsten Mauern ihrer Klöster und erstiegen den Berg, darauf noch die Trümmer des Mittelsteins lagen. An geheimer traulicher Stelle, wo kein Auge sie sah und suchte, grüßten und fanden sie sich. Sie standen bei einander wohl eine lange Zeit und stehen noch immer bei einander, denn ein Wunder geschah an ihnen, die warmen Herzen erkalteten und erhärteten, Mönche und Nonne wurden in zwei Felsenkolosse verwandelt, zur Strafe ihres gebrochenen Geblübdes, zur Warnung für andere. Immer noch, betrachtet man sie von weitem, scheinen sie sich zum Wechselkuß gegen einander zu neigen, und mancher Scherz, manches schöne Lied feierte schon dieses altergraue, steinerne Liebespaar.

Quellen: