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Wie Friedrich die Wartburg speißt und die Eisenacher Friede machen

Der Landgraf kehrte schnell in sein Land zurück, und sorgte, daß er die Wartburg speise. Der Herzog von Braunschweig kam mit vielem Volke, Friedrichs Bruder Diezmann, der Markgraf, kam aus dem Osterlande, und die thüringischen Grafen und Herren von Schwarzburg, Beichlingen, Hohenstein, Stolberg, Queerfurt, Heldrungen, Vargula, Treffurth, Schlotheim, Ebeleben, Vahner und viele andere kamen mit ihren Reisigen, mit vielen Wagen voll Proviant in Sonneborn zusammen, ohne daß die Eisenacher es erfuhren, und rückten plötzlich vor Eisenach, fuhren mit den Wagen über den Sengelbach, bei der Karthaus vorüber und zur Wartburg hinauf, während auf dem Wege dreihundert und sechsunddreißig geharnischte Edle, alle mit gekrönten Helmen Wache hielten, ohne die Mannschaft, welche die Wagen umgab, die Thore der Stadt im Auge hielt und die Feinde auf der Eisenachers burg vor jedem Ausfall zurückschreckte. So wurde Wartburg wohl gespeißt und wohl bemannt. Danach wurden die Eisenacher hart bedrängt, ihr Vieh wurde ihnen vor den Thoren weggefangen und auf die Wartburg getrieben. Wen die Besatzung und die umherstreifenden Reisigen des Landgrafen von ihren Gegnern fingen, der wurde erschlagen und verstümmelt, so fingen sie auch den Grafen von Willnau, als er von der Frauenburg in die Stadt zur Messe gehen wollte am heiligen Christtage, der hernach im Gefängniß auf Wartburg starb.

Um diese Zeit fiel in Leipzig durch Meuchelmörderhand der gute Markgraf Diezmann; sein Bruder, der freudige Friedrich, hatte noch manchen Strauß zu bestehen, gegen die ihm abholden Edeln seines Landes sowohl, als gegen den römischen König. Am härtesten aber wurden die Eisenacher bedrängt von allen Seiten, so daß sie flehentliche Briefe um Hülfe an den König sandten. Der König ließ wieder Briefe schreiben an die Grafen und Freien im Lande zu Thüringen, das Land sei dem Reich gekauft und sie müßten dem Reich Folge leisten. Darauf ward dem König keine Antwort, die ihn erfreuen mochte, denn die Thuringischen Herren schrieben, sie wollten ihrem rechten Herrn helfen und ihm Treue und Glauben halten, wie ihre Aeltern auch gethan hätten. Darüber gerieth König Albrecht sehr in Zorn, und nahm sich vor, wieder mit Gewalt in Thüringen einzufallen, Städte und Burgen zu gewinnen und sie zum Gehorsam zu zwingen oder nicht mehr König zu sein. Er reiste umher, alle Lande zu einer großen Heers fahrt gegen Thüringen zu bewegen, da ward ihm ein schnelles Ziel geseßt; er fiel von der Hand seines Neffen, Johann von Schwaben.

Wie die Nachricht von diesem Kaisermord durch Deutschland erscholl, erschraken die Bürger in Eisenach über alle Maaßen, verloren alle ihre Hoffnung und baten die ehrbaren Herren, die Dynasten von Frankenstein und die von Creuzburg, die es mit ihnen gehalten hatten, um Rath, was sie nun thun sollten. Die riethen ihnen alle, sie sollten mit ihrem Herrn Friede machen, ihm einen freundlichen Lag leisten und ihn bitten, herunter nach Eisenach zu kommen mit seinen besten Mannen, da wollten sie auch kommen, und was sie mit Recht und mit Ehren thun könnten, deß wolle sich keiner entschlagen. So geschah es am St. Maria Magdalenentag des Jahres Eintausend dreihundert und acht, da ward so lange getheidingt, bis sich alle, die bisher dem Könige freund und dem Landgrafen von Thüringen feind gewesen, entschlossen, Friedrichen zu huldigen. Das thaten sie nun mit Recht, mit Gott und mit Ehren, und sie konnten und wollten das vertreten vor Königen, vor Fürsten, vor Grafen, vor Herren, und sie gaben darüber dem Landgrafen einen schönen, offenen Brief und hingen so viele Siegel daran, als nur daran gingen. Die Eisenacher mußten geloben, das Schloß Klemme wieder aufs zubauen und richteten dem Landgrafen und seinem Volke vor der Predigerpforte ein großes herrliches Fest aus. Dazumal war auf dem Markt zu Eisenach das Gras einer halben Elle hoch gewachsen, wie auf einem wüsten Plaz, so wenig Verkehr war in der Stadt.

Sobald Friedrich von seines Bruders jähem Tod die Nachricht bekam, zog er eilend nach Sachsen und stritt ritterlich gegen die Feinde, die des Königs Ruf dort gegen ihn versammelt. Als ihm vor der Schlacht bei Lucka, wo er die Schwaben so schlug, daß ihre Niederlage zum Sprüchwort wurde, der Rüstmeister den Helm aufband, soll er freudig gesprochen haben :

Heut binde ich auf Meißen,
Thüringen und Pleißen,
Und alles, was meiner Aeltern je gewart,
Gott helfe mir auf dieser Fahrt.

Quellen: