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Die Burg Klemme

In Eisenach steht noch bis auf den heutigen Tag ein Schlößchen, dessen Ursprung und Name in die frühen Zeiten fällt, das ist die Klemme. Es war eine Zwingburg, erbaut vom Markgraf Heinrich dem Erlauchten, nachdem er die Stadt erobert, um die Einwohner durch die Bemannung dieses Schloffes im Zaum und in der Klemme zu halten, und war daher der Bürgerschaft äußerst verhaßt. In den Zeiten, da die jungen Markgrafen immer gewaltiger wurden, Eisenach und der Wartburg immer näher rückten und die Eisenacher mit ihren Helfern immer heftiger bedrängten, fürchteten diese mit Recht, daß wenn durch Gewalt oder Verrath etwa die Markgrafen Herren der Klemme würden, die Stadt durch dieselbe abermals in große Bedrängniß und Klemme gerathen möchte. Daher ruhten sie nicht, bis der Landgraf Albrecht und die Kaiserlichen Vogte die Erlaubniß ertheilten, das feste Schloß abzubrechen. Kaum hatten die Bürger diese, als sie sich wie rasend, als gelte es einem Feind, auf die verhaßte Zwingburg warfen, sie gänzlich abbrachen, sogar den Thurm umstürzten und in ihrer Zerstörungswuth so weit gingen, daß sie auch zwei schöne Thürme an der Frauen kirche freventlich niederrissen, welche hart an der Stadtmauer standen, wie sehr auch die Domherren sich dagegen seßten, ja sogar die Glocken hinwegnahmen, so daß lange Zeit nicht zum Gottesdienst geläutet werden konnte. Das mußten sie später alles sühnen, mußten die Burg wieder aufbauen, mußten den Domherren manche Freiheiten gewähren und Gott und der Kirche genug zur Buße thun. Dann hat die neuerbaute Burg wunderlich ihre Bestimmung im Lauf der Zeiten verändert und hat als Jagdschloß, àls Vorwerk, als Marstall, als Caserne und Gefängniß dienen müssen, in welcher leßten Eigenschaft es mindestens den alten Namen wieder bewähren konnte.

Quellen: