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Friedrich der Freudige erwirbt sich eine Braut

Während dieser Kriegshändel starb auf Wartburg Kunigunde von Eisenberg, welche die Schuld dieser ganzen unseligen Fehden zwischen dem Vater und seinen Söhnen trug, darüber das arme Thüringerland verwüstet wurde. Sie hatte im Kloster zu St. Katharinen vor Eisenach begraben zu sein verordnet und diesem Kloster zu einem ewigen Seelgeräthe das Dorf Langenhahn vermacht. Vor ihrem Ende ward sie eine große Büßerin und bereute ihre Sünden. In demselben Jahre starb auch Kunigundens und Albrechts Sohn, Apitz, und wurde bei seiner Mutter begraben. So hätte billig nun alle Fehde ein Ende haben können, aber Albrecht der Unartige nahm seinen Söhnen zum Trotz ein anderes Weib, das war Frau Adelheid, eine fromme Frau, die reiche Wittwe eines Grafen von Arnshaugk, welche nur eine Tochter von vierzehn Jahren, Elisabeth, hatte; diese war eine holdselige, schöne Maid und aller Anmuth voll. Albrecht hielt auf der Wartburg Hochzeit mit seiner neuen Landgräfin, da besuchten ihn die Grafen und Herren, die zu ihm hielten, doch waren ihrer nicht viele, und er richtete ein stattliches Gastmahl aus; die Wittwe brachte ihm viel an Geld und Kleinoden zu. Bald genug vernahmen das Albrechts Söhne, die nicht allzu fern waren, denn Friedrich hatte Gotha gewonnen und befand sich dort. Da trug sich's zu, daß die Jungfrau Elisabeth von der Wartburg, wohin sie ihre Mutter begleitet hatte, mit ihren Jungfrauen nach ihrem heimathlichen Schloß Arnshaugk nahe bei Neustadt an der Orla gelegen, zurückzog, wobei Friedrich sie sah und in Minne gegen sie entbrannte. Er zog ihr nach mit einigen Getreuen und legte sich in den Hain, einem Gehölz unter der Burg, auf die Lauer. Es war an einem Heiligentag, das Burgfräulein trat aus dem Schloß mit wenigen Dienern und Jungfrauen, um in Neustadt die Messe zu hören, da brachen die Versteckten hervor, Friedrich hob Elisabeth auf seinen Hengst, seine Begleiter ergriffen ihre Dienerinnen und so ging es von dannen; Elisabeth wußte nicht, wie ihr geschah, doch wußte der herrliche Ritter sie bald zu beruhigen. Sie sah sich zwar gefangen, aber doch auf dem Schlosse Grimmenstein auf das ehrerbietigste behandelt und von ihren vertrauten Dienerinnen nicht getrennt. Friedrich der Freudige ließ sogleich seiner Stiefmutter heimlich einen freundlichen Brief schreiben, daß er sie wegen ihrer Frömmigkeit und Tugend gern zu einer Mutter haben möchte und daß er ihre Tochter nach Gotha entführt habe, nicht aus Untugend, sondern um sich ehelich mit ihr zu verbinden. Er fürchte, daß sein ihm so sehr feindlich gesinnter Vater, wenn dieser seinen Wunsch zuerst erführe, ihm aus aller Macht hinderlich sein werde, weshalb er seine Werbung gleich mit der Hinwegführung der Erkorenen begonnen.

Die Mutter Elisabeths fand in dem, was vorgegangen, Gründe genug, ihre Einwilligung nicht zu versagen, und nach St. Batholomäustage richtete Friedrich eine herrliche Hochzeit aus, wobei alle zugegen waren, die es mit ihm und seinem Bruder hielten und der Abt von Reinhardsbrunn gab ihn mit seiner Erwählten ehelich zusammen.

Quellen: