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Von der Macht des Kreises

  Werben

Zwei junge Leute aus Werben wollten einmal nach dem Mann im Monde schiessen. Sie hatten schon zwei Schuss auf denselben abgegeben, als plötzlich eine schwarze Gestalt, in eine dunkle Wolke gehüllt, vor ihnen stand. Beide merkten, dass es der Teufel sei, denn die Gestalt hatte Hörner und einen Pferdefuss. Der Teufel machte sich daran, mit einem Schwert einen Kreis um sie zu ziehen. Das kam ihnen seltsam vor; sie eilten sich der Macht des Kreises zu entziehen. Dem einen gelang es aus dem Kreise zu entkommen, denn derselbe war noch nicht fertig, als er floh. Als aber der andere ihm nacheilen wollte, war der Kreis in demselben Augenblick vollendet; als er einen Fuss über den Band desselben gesetzt hatte; der andere Fuss war aber noch im Kreise. So hatte der Teufel Macht über ihn und verwundete ihn am Fusse. Darauf war der Teufel verschwunden. Der Bauer aber blieb an dem verwundeten Fusse zeitlebens lahm.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880