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Der Teufelsberg bei Gross-Döbern

  Gross-Döbern

In der Nähe von Gross-Döbern liegt ein Berg, welcher der Teufelsberg heisst. Seinen Namen hat er von folgendem Vorgang erhalten. Es weideten einmal mehrere Hirten in seiner Nähe. Da das Vieh im Grunde am Berge reichliche Nahrung fand, so hatten sich die Hirten auf dem Berge gelagert und erzählten sich allerlei. Da machte einer von ihnen den Vorschlag, sie sollten ihn an einen Baum hängen und nach einem Weilchen wieder abschneiden: er werde nicht gleich sterben, er wolle einmal erproben, wie das Gehenktwerden schmecke.

Die Hirten gingen auf den Spass ein. Bald hing der eine von ihnen an einem Baume. In demselben Augenblicke sahen sie einen Hasen auf dem Berg, welcher, wie es schien, nicht recht fort konnte, denn er humpelte auf drei Beinen langsam vor ihnen her. Die Hirten meinten, sie konnten sich bequem einen Braten verschaffen, ergriffen ihre Stöcke und warfen nach dem Hasen. Sie trafen ihn aber nicht; deshalb verfolgten sie ihn. Allein der Hase kam doch schneller vorwärts, als sie gedacht hatten. Schliesslich mussten sie die Jagd aufgeben. Da fiel ihnen plötzlich ein, dass der Hirt noch am Baume hing. Schleunigst kehrten sie auf den Berg zurück. Jetzt aber war es zu spät, der Hirt war todt. Die Hirten wussten jetzt, dass der dreibeinige Hase der Teufel gewesen war, welcher sie verführt hatte. Seit dieser Zeit heist der Berg der Teufelsberg.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880