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Das Mägdlein aus Wambach

unweit des luxemburgischen Schlosses Berburg.

„Fort mit dir, in des Teufels Namen,“ so hatte eine erboste Mutter zu ihrem fünfjährigen Mägdlein gesagt, und von Grausen erfaßt, floh das Kind über Berg und Thal, durch verwachsene Wälder, in ein undurchdringliches Dickicht, wo wilde Thiere heulten, der Sturmwind brauste, der Schnee zu Bergen sich erhob. Längst war die Mutter zu sich gekommen und beunruhigt durch des Kindes ungewöhnliches Ausbleiben, durchsucht sie die nächste Umgebung. Aber umsonst! traurigen Herzens kehrt sie ohne ihr Töchterlein nach Hause. Sie ruft die Nachbarn um Beistand und Hilfe an; die Fluren werden begangen und die nächsten Dörfer, aber verloren ist der Mutter Mühe, erfolglos der Nachbarn getreuer Beistand. Da wendet sich das betrübte Mutterherz zu Gott und zu der Mutter der Barmherzigkeit und gelobt unter Thränen, ein heil. Meßopfer in Clausen zum Heil der verlornen Tochter entrichten zu lassen.

Vier Tage waren verflossen, seit man das Kindlein vermißt und vergeblich gesucht hatte. An diesem vierten Tage wurde für das Heil desselben in Clausen das unblutige Opfer dargebracht, und von Freunden und Nachbarn begleitet, machen sich die Eltern nochmals auf den Weg, um das Aeußerste zu versuchen.

Alle Schluchten werden durchforscht, da hören sie gegen 10 Uhr, wie der Priester in Clausen eben im heil. Meßopfer: „Sanctus, Sanctus, Sanctus, Dominus Deus Sabaoth“ spricht, eine Stimme aus tiefem Dickicht, gleich der eines fröhlichen und singen den Knaben. Aufgeregt durch diese Töne , eilen die Suchenden von allen Seiten herzu, und sie finden das Mägdlein am Wege stehend, Blumen in der einen, in der anderen Hand einen grünen Zweig haltend. „Wo bist du gewesen, wo hast du dich aufgehalten, was hast du gegessen,“ so fragten Alle hastig und freudig. „Ich war stets,“ antwortete das Kind, „mit der Mutter, sie hat mich geführt, ein Licht trug sie in der Hand, ein weißes Hündlein lief uns zur Seite.“

Da fiel Allen gleich ein, jene Mutter müsse die Himmelskönigin gewesen sein, und fürwahr, wer anders, als sie, die himmlische Mutter, die Trösterin der Betrübten, erhielt das Kind vier Tage lang frisch und gesund!1)

Quelle: J.H.Schmitz, Sagen des Eifellandes, 1. Band, Trier 1847


1)
So berichtet der Prior Matthias Biedburg in seinem Büchlein von den Wundern, welche sich zu Clausen ereignet haben. Diese Geschichte hat ein Dichter hier erneut erzählt.