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Bonschariant oder die Gründung des Klosters Steinfeld

  Einem alten Manuscripte der Abtei Steinfeld mit Abänderungen nach erzählt.

Zur Zeit, als Heinrich der Erste war Kaiser im römischen Reich, da lebte im kölnischen Lande ein Graf, Sibido genannt. Er war ein Sproß aus edlem Geschlechte der Grafen von Ahr, und selber in aller Tugend und Ehr', und durch Macht berühmt. Sein christlicher Glaube war so groß, daß er den Teufel nicht fürchtete, noch seinen Anhang und Troß.

Der Graf, welcher an einem heiligen Tage ein Kindlein taufen sah und erwog, wie sehr dasselbe gesegnet ward, sprach zu seinem Hofmeister: „Ob auch ich gesegnet worden mag sein, als man zur Taufe mich trug?“, „Freilich,“ entgegnete ihm dieser, „bist Du getauft und gesegnet.“ „So hab',“ sprach dagegen der Graf, „ich auch nicht mehr nöthig, daß hinfort ich mich segne.“

Von nun an hörte der Graf auf sich zu segnen; das wurde der Teufel alsbald gewahr. Dieser dachte bei sich, einem solchen Herrn dient' ich gern; zum Diener er mich haben soll. D'rum kam er gleich zum jungen Graf und bot sich ihm zum Diener an, indem er sprach: „Ich heiße Bonschariant, hab' gedient in vielen Landen und biete Dir meine Dienste an.“ Zwar vernahm Sibido alsbald, wer Bonschariant war und von wannen er kam; doch fürchtete er sich nicht, weil er dacht', er wäre gesegnet ja. Der Graf nahm Bonschariant zum Diener an, und gewann großes Lob mit ihm in Ritterspielen, Turnieren und Kriegen.

Bonschariant, wiewohl er war ein schalkiger Geist, that Beistand seinem Herrn in Allem, was derselbe ansing, und verließ ihn nicht. Der Graf zog oft mit Bonschariant zur Jagd in den großen Ardennenwald, wo des Wildes am meisten war. In dem Walde war ein Feld, das man nannte Steinfeld. Hier gedachte der Graf ein Kloster zu bauen, doch durfte er das dem Knechte nicht anvertrauen. Er wußte gar wohl, daß dieser an ein solches Werk seine Hand nicht anschläge.

Drum hielt er heimlich Rath bei sich und ersann einen listigen Fund. „Mein lieber Knecht,“ sprach er, „ich habe Dich oft probirt und bewähret gefunden, Du wirst mir Eins auch nicht versagen. Dieser Wald ist fern von unserm Schloß, hiehin so fern und weit zu jagen und ohne Obdach und Er quickung sein, das macht nur Verdruß. Ein Haus wollen wir hier erbauen; es soll ein Jagdschloß sein, darin wir spielen und trinken den köstlichen Rebensaft.“ Das gefiel Bonschariant gar sehr, daß man da spielen und saufen sollte, und er sprach: „Wohl gut! ich helfe dazu, daß wir mögen sein lustig und froh.“ Bonschariant fängt an das Werk, macht das Fundament gar stark, trägt Kalk und Steine herbei und verrichtet Alles allein. Schon stehen die Mauern fest und hoch, und schier ist der Bau vollendet.

Wie nun dieß der Graf Sibido vernahm,

„ Da dacht' er, nunmehr ist es Zeit,
Daß eine Kirche werd' daraus bereit.
Sibido nahm ein Kreuz in seine Hand
Und setzt es oben auf die Wand.

Da kam Bonschariant geflogen,
Wußt noch nicht, daß er war betrogen,
Und brachte einen großen Stein,
Den er nur tragen konnt' allein;

Er hatt' ihn mit den Klau'n gefaßt,
Auf dem Haupte lag die ganze Last.
Und wie er nun nach Steinfeld kam
Und auf dem Haus das Kreuz vernahm;

Er ward vom großen Zorn ergrimmt
Und warf den Stein hernieder, daß es sümmt'.
Diesen find’t man noch bei Tiefenbach,
Wie eine Jedermann bekannte Sach'.

Man siehet auch die Zeichen noch im Stein,
Gedrücket ihm von des Teufels Kopf und Klauen ein.
Von diesem Stein der Platz im Land
Am Teufelsstein noch wird genannt.
Dieweil denn dieß ist offenbar,
Mag sein die Historie wohl wahr.“

Quelle: J.H.Schmitz, Sagen des Eifellandes, 1. Band, Trier 1847