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Der Hexenmeister von Luckau

In Luckau lebte mal ein Mann, von dem wußte man nicht, wovon er lebte; er hatte kein richtiges Gewerbe, und es ging ihm doch nicht schlecht. Er konnte aber Kartenlegen und Wahrsagen und konnte gegen den bösen Blick „machen“ und gegen mancherlei Krankheiten. Er hatte auch Himmelsbriefe gegen allerlei Unglück und tat in Federspulen Katzengold und den Merkur gegen Viehbehexen. Einmal kam der Gendarm zu ihm haussuchen. Er fand aber nichts. Als der wegging, sagte er zu dem Gendarm: wenn das Pferd auf den Kirchhof geht, stirbt dem Gendarm die Frau. Der Gendarm lachte darüber. Aber als ein paar Tage später der Gendarm von Lübben kam, gegen Mitternacht etwa, stieg er vor den Scheunen ab und ging zu Fuß, und das Pferd ging hinter ihm her. Mit einem Male war das Pferd verschwunden, und als der Gendarm rief: „Hans, Hans“, da wieherte das Pferd vom Kirchhofe, wo die Züchtlinge immer im Sommer begraben werden, weil sie im Winter nach Berlin für die Ärzte zum Lernen geschickt werden, wenn sie tot sind. Und drei Tage später war dem Gendarm seine Frau gestorben. Und der Hexenmeister hatte eine schwarze Katze, die blieb am Fenster, wenn er ausging und bewachte das Haus. Sie hatte eine Stimme wie ein Mensch. Er hatte auch einen Erbschlüssel und ein Erbgesangsbuch. Damit konnte er einen Dieb herauskriegen. Wenn jemand bestohlen war, kam man zu dem Hexenmeister und sagte ihm, auf welche man Verdacht hätte. Dann nahm er das Buch, und band ein Band darum, aber nicht über Kreuz, sondern von oben nach unten. Dann ging das Band durch den Schlüsselbart. Dann legte er die zwei Zeigefinger an den Schlüsselring und fing an, die Namen, auf welche man Verdacht hatte, zu sagen, und wenn der richtige Name kam, drehte sich das Buch, und der war der Dieb.

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