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Vom Römerkeller bei Kostebrau, dem goldenen Löwen und Flyns

Im Volksmunde lebt die Sage, daß dieser Keller von römischen Kriegsleuten erbaut worden sei. In Wirklichkeit sind die Römer aber nicht über die Elbe gekommen. Der Römerkeller ist ein natürlicher Hügel, die Hohlräume sind durch Selbstentzündung der zwischen den Tonschichten sich befindlichen Braunkohlenflöze entstanden. Auf diesen „Römerschanzen“ stand das Heiligtum des Wendengottes Flyns, er war der Gott der Unterwelt und des Todes, auch des Reichtums, der auf unehrliche Weise erworben war. Man dachte ihn sich dargestellt als Totengerippe mit langem Mantel. Er hielt in der rechten Hand einen Stab mit einer Fackel. Mit der linken Hand stützte er einen Löwen, welcher auf seinen Schultern ruhte. Ihm zu Ehren buck man Kuchen aus Buchweizenmehl – Flinze oder Plinze genannt. In den Hohlräumen, die leider durch Abfuhr der harten Tonmassen zu Wegebauten zerstört worden sind, befand sich der Sage nach ein goldener Löwe, der von den Wenden treulich bewacht wurde. Aber trotz aller Wachsamkeit ist er nebst anderen Schätzen in früheren Jahrhunderten geraubt worden und niemand weiß bis auf den heutigen Tag, wo diese Reichtümer geblieben sind. Einige Schätze sollen in dem dabei befindlichen Brunnen versenkt sein.

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau N.-L., Berlin 1933