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Der böse Konrad in Schlabendorf

Nach einem schlimmen Kriege kam einmal ein Kriegsknecht nach Schlabendorf und blieb in der Schenke über Nacht. Der Wirt ließ ihn nur auf der Ofenbank schlafen. Als es schon spät war, kam ein Bote vom Schlosse und wollte die Krügerin holen, weil der Sohn vom Herrn krank geworden war. Die Krügerin konnte gegen mancherlei „machen“. Als sie noch redeten, wurde der Kriegsmann wach und fragte, was los wäre. Da sagten sie es ihm. Er sagte, er wolle mitgehen und dem Kinde helfen. Und er ging mit. Die Krügerin konnte aber bei der Krankheit nichts gegen machen. Da tat es der Kriegsknecht und der Sohn wurde gesund. Da behielt der Herr den Kriegsknecht auf dem Schlosse und hielt ihn aus. Und die Leute sagten Konrad zu ihm, es wußte aber keiner, wie er wirklich hieß. Und es war immer Frieden. Dann starb der alte Herr, und weil das Kind noch klein war, kam ein anderer Herr für den Sohn wirtschaften. Der konnte den Konrad nicht leiden. Und nun war nie Frieden mehr, und er hetzte die Leute im Dorfe auf, sie sollten den Konrad ausweisen. Damals wurde viel Vieh krank und starb. Der Konrad sollte nun auch dem Vieh helfen, wie er dem Sohn geholfen hatte, aber er konnte nichts für das Vieh machen. Da ging der Konrad nicht mehr zu Leuten und auch nicht in die Kirche. Einmal erwischten sie ihn und wollten ihn mit Macht in die Kirche bringen. Es gab einen schweren Streit. Endlich kam der Konrad los. Und wie er ein Stück weg war, verfluchte er alle Leute und das ganze Dorf und war verschwunden. Und in der Nacht darauf fing das Dorf an zu brennen, und die Kirche brannte auch. Auf einmal kam der Konrad auf einem kohlrabenschwarzen Pferde angeritten und es huckte ihm ein schwarzer Kater auf dem Rücken, und Konrad ritt gerade in die brennende Kirche hinein und ward nie mehr gesehen. Und man fand auch keine Knochen vom Pferd und Kater und Konrad. Da wußten alle Leute, daß der Böse den Konrad in die Kirche getrieben hatte. Aber seit dieser Zeit geht er in der Nacht, wenn ein großer Sturm kommen will, durch das Dorf, und mancher hat ihn schon gesehen. Er hat ganz rote Haare und einen roten Knebel und bei ihm ist der schwarze Kater, der hat Augen wie Feuer so hell. Und wer ihn sieht, darf nicht so tun, als ob er ihn sieht, denn sonst hat er in der Wirtschaft Unglück oder er wird krank am Fieber. Und keiner weiß, wie man ihn lösen könnte, so muß es so bleiben.

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933