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Peter Bucher, ein Barbier von Pirna, wird Erzbischof von Mainz

  M. I, Nr. 69; II, Nr. 1 232; 
  Flachs, Pirnaer Sagen und Geschichten, 1918, S. 15; 
  Gräße, Bd. I, Nr. 170; 
  Pirnaer Annalen, a. a. O., S. 392 ff.

Im Jahre 1212 hat zu Pirna ein Bürger, so Balbier gewesen, am Markte gewohnt, welcher Peter Bucher geheißen. Den hat sein Vater fleißig zur Schule angehalten, also daß er wohl studiert und nachmals Erzbischof von Mainz worden, wie solches in dem hohen Domstift zu Magdeburg in der Kirche zu finden. Es soll aber also zugegangen sein. Weil der dasige Erzbischof Bernhardus ebensolches Jahr gestorben, hätten zwei geistliche Herren um das Bistum gestritten, und da habe der Papst diesen Peter Bucher zum Bischof gemacht; der habe auch wohl regiert und sei so geschickt gewesen, daß, wenn er einen Menschen angesehen oder reden gehöret, er sogleich gewußt, was ihm gefehlet. Denn da einmal Kaiser Albrecht zu ihm gekommen, und sie miteinander nach dem Rhein spazieren gegangen, hätten zwei Jungfrauen in einem Hause gar schön gesungen; weil nun der Kaiser daselbst stehen geblieben und ihnen mit Lust zugehört, sie auch gegen den Erzbischof ungemein gelobt, hätte derselbe gesagt, eine von diesen werde dieses Jahr sterben, das schlösse er aus der Stimme. Da hat der Kaiser beide bewachen lassen und befohlen, beiden einerlei Speisen zu geben, damit sie keinen Kummer haben dürften; ehe aber das Jahr völlig zu Ende gewesen, sei es wirklich wahr geworden, so daß die eine gestorben, und wie darauf dem Kaiser solches berichtet worden, habe er noch mehr von ihm gehalten und ihn ausnehmend ästimieret. Es soll aber dieser Peter Bucher, ehe er zu dieser Würde erhoben worden, zuvor des Kaisers Rudolf von Habsburg und darauf Kaisers Henrici von Lützelburg Leibmedikus gewesen und auf folgende Art Erzbischof geworden sein.

Der damalige Papst habe gerade schwer und gefährlich krank gelegen, auch aller Ärzte Mühe und Fleiß vergeblich gebraucht gehabt, so daß ihm fast keiner mehr was geben wollen; da habe dieser Peter Bucher ihn innerhalb drei Tagen völlig gesund wiederhergestellt. Damit nun der Papst sich gegen denselben recht dankbar erweisen möchte, habe er gesagt: «Wohlan, Peter, weil du bist so glücklich mein Leibarzt gewesen, so will ich dich nunmehro zum Seelenarzt machen», welches auch sogleich in Erfüllung gegangen.

Quellen: