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Lederne Brücken in der Sächsischen Schweiz

  M. I, Nr. 85; 
  Götzinger, Geschichte des Amtes Hohnstein, 1786, S. 479f. und Schandau und seine 
  Umgebungen, 1804, S. 105, 184; 
  Süße, Historie des Städtgens Königstein, Dresden 1755, S. 227. 
  Vgl. dazu C. Chr. Schramm, Historischer Schauplatz, Leipzig 1735, S. 57.

Die geschäftige Zunge der Sage hat den Hockstein mit dem Hohnstein durch eine lederne Brücke verbinden wollen und weist die alten eisernen Haken an jenem Felsen als Zubehör von ihr an. Ebenso soll die Brücke, welche den Neu-Rathen mit den gegenüberliegenden Wänden verband, von Leder gewesen sein.

Anm.: Von einer ledernen Brücke, die das Schloß zu Elsterberg mit einer benachbarten Feste verbindet, erzählt ebenfalls die Sage. Auch aus Schwaben wird von ledernen Brücken berichtet; eine solche führt von Rosenstein bis auf den Hochberg (Heubach), eine andere von der Burg Kalenberg zur Burg Burgstall bei Friedingen an der Donau. - Süße und Götzinger verwerfen die Erzählung von ledernen Brücken als gar nicht denkbar. Dagegen glaubte Baurat Wiechel nach modernen technischen Berechnungen feststellen zu können, daß ein Lederseil von etwa 362 m Länge, 10 cm Breite und 0,6 cm Dicke sehr wohl zur Beförderung von Traglasten bis zu 70 kg Gewicht zwischen Hockstein und Hohnstein möglich sei, ja, daß man bei größerem Durchhang dem Lederseil etwa doppelt so große Festigkeit geben könne. Er meinte also, daß sogar eine Person von 70 kg Gewicht in leichtem Anhängekorb mit Laufrolle gerade noch hätte befördert werden können. Es bleibt aber doch sehr zweifelhaft, ob unsere Vorfahren im Mittelalter schon Probleme zu lösen vermochten, denen die Technik unserer Zeit gewachsen ist. Lederne Brücken kleineren Maßstabes möchte man nach Wiechels Ausführungen allerdings für möglich halten.

Quellen: