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Laurich und Kalte Ruhe

  Nach Dr. Lesche in «Über Berg und Tal», Bd. I, Jg. 1880, S. 235

Die alte Straße zwischen Dresden und Teplitz führte von Dresden ab über Lockwitz, die Brücke zwischen Mügeln und Heidenau, Dohna, Eulmühle, Seidewitz, Göppersdorf, Breitenau, Fürstenwalde nach dem Geiersberg und über Mariaschein nach Teplitz. Hier und da sind heute noch Meilensäulen an dieser Strecke zu finden, z. B. in Dohna, vor Krebs usw. Vor Jahrhunderten war diese Straße ebenso unwegsam wie alle anderen, und es konnte deshalb die Reise zwischen den beiden Endorten nur in mehreren Tagen zurückgelegt werden. Darauf beruht nun eine alte, vor Jahrzehnten noch im Volke in Umlauf gewesene Sage von der Entstehung der Namen der beiden Gasthäuser «Laurich» in Nenntmannsdorf und «Kalte Ruhe» in Seidewitz. Es wurde nämlich folgendes erzählt:

Die Gemahlin des Kurfürsten August, bekannt als Mutter Anna, hat die Bäder in Teplitz gebraucht. Zur Rückreise nach Dresden sind, wie gesagt, mehrere Tage erforderlich gewesen, und da der Tag der Abreise von Teplitz bestimmt war, so läßt der Kurfürst seiner Gemahlin sagen, er werde ihr eine Strecke Weges entgegenkommen. Dieser wird aber der Treffpunkt falsch angegeben und sie fährt, um Nachtquartier zu nehmen, bis Nenntmannsdorf, während der Kurfürst nur bis Seidewitz kommt. Als sie nun des andern Morgens sich treffen, begrüßt Anna den Kurfürsten mit den Worten: «Gestern Abend laur' ich vergebens auf dich», worauf dieser entgegnet: «Und ich habe eine kalte Ruhe gehabt.»

Anm.: Diese Sage, die eigentlich nur eine Anekdote ist, weshalb sie auch in meinem großen «Sagenbuch des Königreichs Sachsen» keine Aufnahme gefunden hat, dürfte von einem Scherzbold, nicht vor Anfang des 18. Jahrhunderts, zur Erklärung des Namens Laurich, erdichtet worden sein. Denn das Gasthaus führt seinen Namen (1699 die «Schenke bey Laurichs genannt») nach der Familie Laurich, auf deren altem Grund und Boden sie steht, deren Ahnherr, Jacob Laurig, aber erst 1663 nach Nenntmannsdorf gekommen war. Kurfürst August dagegen regierte von 1553-1586. - Der Name «Kalte Ruhe» ist eine häufige Forstortsbezeichnung.

Quellen: