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Einige Sagen vom Kuhstalle bei Lichtenhain

  M. I, Nr. 89; II, Nr. 969; 
  Gräße, Bd. I, Nr. 201; 
  Götzinger, Schandau und seine Umgebungen 1804, S. 249, 254; 
  Hofmann, Das Meißner Hochland, 1842, S. 364 f.; 
  Albina, S. 82, 85; 
  Ziehnert, S. 513; C
  uriosa Saxonica I743, S. 194 ff.

In der Nähe des Marktfleckens Lichtenhain, der eine Stunde von Schandau entfernt ist, befindet sich ein hoher Felsen, früher der Hausberg genannt, welcher eine große, von der Natur gebildete Halle enthält, in welche man durch das zehn Ellen hohe und zwölf Ellen breite Tor, das völlig gerundet und gewölbt ist, tritt. Weil dereinst in den wilden Zeiten des 30jährigen Krieges die Bauern der Umgegend ihr Vieh hineingeflüchtet haben sollen, so hat man diese Höhle den Kuhstall genannt. Übrigens sind auch noch mehrere Nebenhöhlen vorhanden, die wohl zum Aufenthalte für die dorthin geflüchteten Landleute gedient haben mögen. So trägt eine derselben den Namen des «Wochenbettes», weil dort eine zur Zeit der Kriegswut des 30jährigen Krieges mit anderen dahin geflüchtete Schwangere ihr Wochenbett halten mußte. - Ehe man von Lichtenhain hierherkommt, findet man im Walde eine Art Gesundbrunnen, den man den hellen Fluß nennt, und bei dem in der Zeit des Papsttums verschiedene Wunder sich ereignet haben sollen, nicht weit davon aber einen Felsen, der oben eine ungleiche Vertiefung hat und der Taufstein genannt wird, weil da in Kriegszeiten die neugebornen Kinder der hierher Geflüchteten getauft worden sein sollen.

Anm.: Über der Kuhstallhöhle befand sich im Mittelalter die Burg Wildenstein. Sie war bis 1451 Verwaltungsmittelpunkt der gleichnamigen Herrschaft. Im genannten Jahr gelangte sie an die Wettiner und wurde in der Folgezeit geschleift. Der Name Kuhstall scheint jedoch älter als in der Sage angegeben und ein Spottname zu sein. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurden hierhin von den Berken von der Duba und ihren Helfershelfern bei Fehden und Räubereien oft geraubte Kühe getrieben. Um 1479 bekennt der Raubgeselle Hans von Halle, daß beim Wildensteine ein «Loch» sei, wo die Gefangenen gemartert würden. Dieses «Loch» könnte die Kuhstallhöhle, das Schneiderloch oder eine andere Höhle sein. Sehr wahrscheinlich ist aber die Kuhstallhöhle.

Quellen: