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Weiße Rosse bestimmen den Standort der Kirche zu Oberhelmsdorf

  B. Störzner, Was die Heimat erzählt, Leipzig 1904, S. 209, und derselbe in 
  «Über Berg und Tal», 1904, Nr. 7, S. 299.

Ein halbes Stündchen westlich von der weithin sichtbaren Bergstadt Stolpen liegt unten an der Wesenitz das Kirchdorf Helmsdorf, bestehend aus den beiden Ortsteilen Ober- und Niederhelmsdorf. Das uralte Gotteshaus dieser Kirchgemeinde steht auffallenderweise nicht, wie das doch gewöhnlich der Fall ist, in der Mitte des Dorfes, sondern außerhalb desselben und zwar am östlichen Ende des Ortes. Über die Ursache dieses außergewöhnlichen Standortes der Kirche zu Oberhelmsdorf weiß nun die Sage folgendes zu erzählen:

Ursprünglich hatte man geplant, das Gotteshaus in der Mitte des Dorfes zu errichten. Der Bauplatz war bereits bestimmt worden und zwar in Übereinstimmung mit allen Ortsbewohnern. Steine und Holz wurden nun angefahren; aber merkwürdig, was an Baumaterial im Laufe des Tages an Ort und Stelle gebracht worden war, das lag jedesmal am andern Morgen am östlichen Ausgang des Dorfes, da, wo heute die Helmsdorfer Kirche steht. Niemand wußte, wie das zugegangen war. Einige wollten aber während der Nacht weiße Rosse an jenem Platze bemerkt haben. Als sich dieser rätselhafte Vorgang einige Male wiederholt hatte, stellte die Gemeinde das Anfahren von Baumaterial ein und beratschlagte, was nun zu tun sei. Man hielt das wunderbare Ereignis für einen Wink vom Himmel, das künftige Gotteshaus da aufzubauen, wohin während der Nacht von unsichtbaren Mächten Steine und Holz gebracht worden waren. So wurde nunmehr die Kirche Helmsdorfs da erbaut, wo sie noch heute steht.

Quellen: