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Der Muttergottesbrunnen am Großsedlitzer Berge

  M. II, Nr.: 808; 
  Gräße, Bd. I, Nr. 168; 
  Sachsengrün, 1861, S. 204; 
  Flachs, Pirnaer Sagen und Geschichten S. 35 
  nach Petermanns Pirnischer Chronik (1729) S. 17. Hier nach dieser letzten Quelle.

„Gegen Abend finden sich (bei Pirna) schöne Quellen und Brunnen, und besonders der also sogenannte Spittal-Born, wie auch der sehr wohl bekannte Heil- oder Gesund-Brunnen. Was den ersteren betrifft, so gibt man vor, daß die vormals allhier gewesenen vielen böhmischen Exulanten bei diesem überaus anmutig und lustig gelegten Wasser sich absonderlich sehr ergötzet und dahero selbigen mit einem Gatter umfasset und zum öfteren besuchet haben. Etwas weiter hinunter aber befindet sich der sehr berufene Heil- oder Gesund-Brunnen, welches Wasser wegen seiner Reinheit und Süße nicht genug zu loben, auch dahero sonderlich zur Sommerszeit nicht nur sehr fleißig besuchet, sondern auch zum öfteren von vielen Patienten mit trefflichem Appetit getrunken wird, auch den Arbeitern im Felde sehr wohl zustatten kommt, soll dem Verlauten nach von einem krätzigen Viehhirtenjungen (welcher, als er ihn gekostet und sich ohngefähr damit gewaschen, kurz darauf die schönste Haut wieder bekommen haben soll) erfunden und brauchbar gemacht worden sein. Worauf man ihn in ziemlicher Frequenz besucht, verführet, Betstunden dabei gehalten und zur Vertreibung allerlei Krankheiten und Gebrechlichkeit eine Zeitlang mit glücklichem Erfolg gebrauchet, auch ihm daher den Namen eines Gesund- und Heilbrunnens beigelegt hat. Dahero es auch zweifellos geschehen, daß von vielen Jahren her aus christlicher Intention der Pirnische Stadtkirchner die hochwichtige Oblaten-Masse mit und durch dieses Wasser pfleget einzumachen, auch er Born selber anno 1687 im Herbste mit einem netten steinernen Gewölbe und Behältnis umschlossen worden. Er ergießet sich alsobald in die daselbst herumliegenden Wiesen, welche dadurch merklich befruchtet, gewässert und verbessert werden.“

Andere erzählen, sein Wasser haben (gleich dem Queckbrunnen in Dresden) die Fruchtbarkeit der Frauen gefördert und davon den Namen Muttergottesbrunnen erhalten.

Ungefähr ums Jahr 1679 herum haben die Einwohner von Pirna und den Nachbarorten begonnen, jährlich an der Mittwoch nach Pfingsten zu dem „lieben Brunnen“ zu pilgern, wo man sich mit Speise und Trank, Musik und Tanz, heftigen Schießen usw. lustig machte. Bei wechselndem Zulauf des Volkes ward dieses Frühlingsfest die „Pirnische Wallfahrt“ genannt.

Anm.: In den meisten Sagenbüchern wird der Quell als „der Muttergottesbrunnen bei Heidenau“ bezeichnet.

Quellen: