<<< zurück | Sagenbuch der Sächsischen Schweiz und ihrer Randgebiete | weiter >>>

Förster und Schäfer verhexen sich

  M. I, Nr. 37; II, Nr. 722; 
  nach dem Volksmunde in meiner Familie seit vier Generationen erzählt.

Das älteste Haus in Sebnitz soll ein Forsthaus gewesen sein. In jenen alten Zeiten wohnte außer dem Förster nur noch ein Schäfer in der hiesigen Gegend. Der begehrte des Försters Tochter zum Weibe; als ihm diese aber verweigert wurde, da rächte er sich mit der „schwarzen Kunst“ an dem Förster. Der konnte plötzlich keinen Bissen mehr essen und litt grässlichen Hunger. Aber auch der Förster war ein „kluger Mann“ und merkte bald, wer es ihm angetan. Deshalb trug er seinem Weibe auf, nach Pillnitz zu gehen. Dort würde sie auf einer Elbinsel einen Topf hinter einem großen Tore finden. Den solle sie noch vor Sonnenuntergang heim bringen und ihm darin aus neunerlei Kräutern ein Essen kochen. Als die Frau wirklich zur rechten Zeit mit dem Topfe heimkehrte, ließ sich der Mann die erwähnte Suppe prächtig schmecken. Andern Tags aber ging er aus und fand den Schäfer am Boden liegen. Dieser schrie vor Durst, konnte aber keinen Tropfen trinken. Als der Schäfer nun des Försters ansichtig wurde, merkte er, daß jener der Stärkere sei und bat ihn flehentlich um Verzeihung. Der Zauber wurde auch von ihm genommen und beide versöhnten sich.

Anm.: An der Stelle des sagenhaften Forsthauses steht jetzt das Haus Hertigswalder Straße Nr. 1 (Besitzer Rich. Bollmann) Ein Bild des alten Hauses ist in meinem Privatbesitz (Anm.: von Dr. A. Meiche). Unter der Vorlaube wurden früher die Särge der Verstorbenen vom Lande abgesetzt und hier mit einem Gesang der Kantorei empfangen. Der Saal im Oberstock soll mit Steinen gepflastert gewesen sein. Vgl. auch Götzinger, Geschichte des Amtes Hohenstein, 1786, S. 103

Quellen: