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Das Holzweibel belohnt eine hilfreiche Magd

  M. I, Nr. 6; II, Nr. 457; 
  Cl. Koenig, Neues lausitz. Magazin 1886, S. 65

In Berthelsdorf wohnte eine Frau, die einst, als sie von Neukirch nach Hause ging, in ihrer Jugend einem Holzweiblein begegnet war. Das Muetterlein bat: „Kaemme mich!“ Und die Magd kaemmte und flocht ihm das Haar. Dann sprach es: „Hilf mir etwas Holz zu lesen!“ Willig ging die Magd darauf ein. Als die Hocke gross genug war, nahm sie dieselbe auf den Ruecken und trug sie bis an den Kreuzweg, wo das Holzweiblein den Reissigbund nahm und nach dem Berge hinging. Zuvor aber sprach es: „Als Lohn fuer deine Dienste kann ich dir nichts weiter geben als die Blaetter, die ich bis hierher von den Strauchern abgestreift habe. Nimm sie als Futter fuer deine Ziege!“ Dabei schuettelte das Muetterchen der Magd das Laub in die Schuerze. Schnell lief die Magd davon, um noch zum Fuettern zurecht zu kommen. Da die Blaetter sie im Laufen hinderten, so schuettete sie dieselben weg und lief eilends nach Hause. Als sie das Schuerzenband loeste, fiel etwas hellklingend auf die Dielen; sie hob es auf; es war das einzige Blatt, das daran haengen geblieben es hatte sich in Gold verwandelt. Kaum war abgefuettert, so lief die Magd nach dem Walde zurueck, um das weggeworfene Laub zu holen. Sie war so gluecklich dasselbe zu finden mit Freuden trug sie es nach Hause, und ihre Hoffnung, nun recht reich zu werden ging - icht in Erfuellung; denn die Blaetter blieben wertloses Laub.

Anm.: Vgl. Haupt, Sagenbuch der Lausitz, 1862 S. 41f.; K.v. Falkenstein, Kaisersagen. Schwaebisch-Hall 1850 wo sich diese Sage an den Forstenberg knuepft. Viele Holzweibelsagen bei M. II, Nr. 444 ff.

Quellen: