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Die Buschweibel

  Nach Fiedler, Heimatkunde des politischen Bezirkes Schluckenau, Rumburg 1898, S. 273 f. 
  Genau ebenso erzählen die Bewohner der hinteren Sächsischen Schweiz.

In den nahen Sächsischen Forsten hausten früher viele Buschweibchen, die auch des öfteren in den eng daran grenzenden böhmischen Wäldern sich blicken ließen. Es waren kleine Geschöpfe von guter Art, welche den Menschen viele Liebesdienste erzeigten. Sie gaben in allen schwierigen Sachen heilsamen Rat, kräftige Kräuter in bösen Krankheiten und beschenkten Holz und Streu holende Kinder mit dürrem Laub, das sich beim Heimtragen in Gold verwandelte; nur mußten die Beschenkten dafür den Buschweibchen ihr wirres Haar glätten und sie auf dem Kopfe grauen. Plötzlich aber kam ein Befehl der hohen Obrigkeit in Sachsen und Böhmen, der das Holzklauben und Streuholen verbot, und nur selten mehr kam jemand in den Wald. Da wurden die Buschweibchen traurig, denn ihnen bangte nach Menschen. Sie zogen fort und sagen beim Abschied:

„Wir kommen erst wieder in's Sachsenland,
Wenn es wird sein in Churfürstenhand!“

Als ich vor 50 Jahren meinen Großvater Wehner, der die Aufsicht über die damals noch großen Sebnitzer Privatwaldungen führte, oft auf seinen Buschgängen begleitete, sagte er einmal, wenn wir am fernen Raumberge oder Winterberge kleine Nebelwölkchen aufsteigen sahen: „Das Buschweibel kocht Kaffee“ (Meiche)

Quellen: