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Der Spuk am Gedenkstein im Schmetterholz bei Fischbach

  M. II, Nr. 246. 
  Vgl. jetzt B. Störtzner, Die Masseney in sage und Geschichte, Dresden 1927, S. 88 f.

Zwischen den Dörfern Fischbach und Schmiedefeld bei Stolpen dehnt sich eine größere Waldfläche aus. Dieselbe bezeichnet der Volksmund als Schmetterholz. Da hindurchführt der die Bautzner Landstraße, welche den Wald in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt. Auf der südlichen Seite steht hart neben der Landstraße, nur wenige Schritte von der Stelle, wo der Wald von Schmiedefeld her beginnt, ein verwitterter Stein. Derselbe trägt die Zeichen G.S.F. und die Jahreszahl 1793.

Dieser Gedenkstein erinnert die Wanderer an eine schaurige Tat. Hier war ein Fleischer aus Schmiedefeld, der zum Viehmarkte zog, meuchlings ermordet und seiner Barschaft beraubt. Nun soll er aber heute noch an jener Stätte nicht geheuer sein. Hier wird der Wanderer, der etwa nachts die einsame Landstraße dahin zieht, vielfach geängstet und erschreckt. Aus dem Walde heraus vernimmt er lautes Hundegekläff, Pferdegetrappel und Hussaschreien, das allmählich in der Ferne verstummt. Auch Schellengeläute hört er hinter sich; es klingt, als wenn ihn ein Schlitten nachgejagt kämme. Oftmals sieht er auch über die Landstraße vor sich her ein kleines, graubärtiges Männchen schweben, das aus der südlichen Waldseite tritt, die Landstraße kreuzt und in der nördlichen Waldseite verschwindet. Schon so manchem nächtlichen Wanderer ist dieses gespenstige Männchen an jener Stelle erschienen. Man nennt es allgemein „das graue Männchen“. Selbst solchen Personen ist es wiederholt erschienen, die nicht gerade zu den Furchtsamen und Abergläubischen gehören. Forstleute, Waldarbeiter und Fuhrleute sind im Schmetterholze manchmal geäfft worden. Das graue Männchen scheint aber harmloser Natur zu sein; man hat noch nichts gehört, daß es jemandem ein Leid zugefügt hätte.

Quellen: