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Noch eine Sage vom Pfarrer Klunge

  Dr. Pilk, Neukirch am Hohwalde 1889. S. 84.

Am sog. Ziegrücken, der sich vom Neukircher Pfarrhause östlich der Wesenitz entlang erstreckt, befand sich früher ein kleines Erlengebüsch, an welchem kein Neukircher des Abends gern vorüberging. Jenes Wäldchen sollte nämlich Klunge einem unsauberen Geiste, den er ausgetrieben, zum Aufenthaltsorte angewiesen haben. Bei der Bannung eines anderen Unholdes, der in einem Hause zu Niederneukirch sein Wesen trieb, ereilte den geistlichen Hexenmeister das Verhängnis. Der Besitzer genannten Hauses bat den Pfarrer, seine Heimstätte von dem Poltergeiste zu befreien. Klunge versprach in der Nacht des Neumondes zwischen 12 und 1 Uhr zu kommen. Er hatte sich aber beim Studieren verspätigt, und die Turmuhr verkündigte schon das dritte Viertel nach zwölf, als er eilends dem berüchtigten Hause zuschritt. Er trat durch die offengelassene Thür, erstieg die Treppe zu dem oberen Stockwerke und begann seine Beschwörung. Der zitierte Geist erschien. Klunge zog eine starke Nadel aus seinem Gewande, durchstach damit das schwache Kreuz des Fensters und zwang den Unhold, durch die entstandene Oeffnung für immer zu verschwinden. Da schlug die Glocke eins. Der Geist fuhr unter gräßlichen Verwünschungen hinaus, ließ jedoch einen dichten, giftigen Qualm im Zimmer zurück. An den Folgen dieses Auftritts soll Klunge kurz darauf verstorben sein.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke