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Tod des Hoffaktors Moses Schmid zu Sebnitz

  Mündlich.

Der Hoffaktor und Stadtrichter Moses Schmid in Sebnitz war ein äußerst energischer und stolzer Mann. Einst am Abend vor Epiphanias, riefen ihn dringende Geschäfte nach dem benachbarten Neustadt. Er sattelte daher noch in der Nacht sein Roß und ritt in die stockdunkle Landschaft hinaus, den kürzeren, aber für Reiter schier unzugänglichen Weg durch die „Ruhbänke“ einschlagend. Als er an dem kleinen, sumpfigen Teiche vorüber kam, der heute noch seitwärts der Chaussee beim hinteren Finkengute liegt, stand das Pferd plötzlich zitternd still und war durch keinen Zuruf zum Weitergehen zu bewegen. Schmid sah endlich ein graues Etwas auf dem Wege auf und niederschweben, das ihm ein „Zurück“ zuwinkte. Von Zorn und Furcht erfaßt gab er da dem Pferde die Sporen und schlug es mit der Gerte, daß es im verzweifelnden Sprunge vorwärts stürzte. Dabei fühlte der Kaufherr eine eiskalte Hand über seinen Nacken streifen. Zwar setzte er seinen Weg nach Neustadt fort, kam aber todmüde nach Hause, am ganzen Körper von gelben Blasen bedeckt; andern Tags war er eine Leiche. An jenem Teiche aber ist es noch immer nicht geheuer.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke