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Der feurige Hund zu Schandau

  "Ueber Berg und Thal". 2. Jhrg. S. 108. 
  Gräße, 2. Aufl. 1874. Bd.I. S. 181. 
  Poetisch bei Segnitz, Bd. II. S. 257 ff.)

Der älteste Teil der Stadt Schandau heißt die Zauke; derselbe zieht sich gegen die Wendische Fähre teils nach der Stadt herein, teils längs dem mit Häusern beseßten Zaukengraben zwischen zwei Bergen nach Altendorf. Hier liegt auch der Kirchhof; auf dem nahe dabei und oberhalb des Marktes sich erhebendem Berge, dem Kiefericht, stand früher ein Schloß, welches der Sitz der Birken von Duba gewesen sein soll.

Früher lief aber in jeder Nacht um die zwölfte Stunde von jenem Schlosse aus durch den Zaukengrund die Stadt entlang bis in den Kirnitzschgrund und von da in die Schloßruinen zurück ein kohlschwarzer, zottiger Hund mit feurigen Augen, von dem man erzählte, daß es der verwunschene Ritter Birk v. Duba sei. Dieser habe sich durch seine Unmenschlichkeit, Wollust, Raubsucht und Geiz vorzüglich ausgezeichnet, aber nachdem er einst bei teurer Zeit die Armen, welche um ein Stück Brot gebeten, mit Hunden von seinem Schloffe habe weghetzen lassen, sei er plötzlich gestorben und zu ruhelosem Umherirren als Hund verdammt worden. Niemand wagte dem Untiere entgegenzutreten, oder gar es zu erlösen. Da trug es sich nach langen, langen Jahren zu, daß eine gewisse Anna Büttner (um 1700-1710) gegen Abend auf den Kirchhof ging und dort am Grabe ihres heißgeliebten Vaters in Schmerz versunken, von der Mitternacht überrascht wurde. Da erschien auf einmal der feurige Hund und legte sich still auf einen benachbarten Grabhügel. Das fromme Kind, obgleich aufs höchste entsetzt, faßte sich endlich ein Herz und streichelte das arme Tier, das wie sie, keinen Schlummer finden sollte. Da ward der Hund ganz freundlich, sprang wedelnd um sie herum und leckte ihre Hand. War ihm doch durch das Zutrauen des Mädchens die Erlösung gebracht worden. Dann verschwand er, und nie hat man ihn seitdem wiedergesehen.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke