Die Kelle zwischen Nordhausen und Ellrich

  Vergl. Thüringen und der Harz, Bd. VIII, p. 284.

Von dieser Höhle und dem darin befindlichen See leben viele Sagen im Munde des Volkes, und allgemein ist in der Umgegend der Glaube verbreitet, daß sie alljährlich ein Menschenopfer fordere. Um die Wassergeister zu versöhnen, stellte man sonst alle Jahre Processionen nach dieser Höhle an. Es ist aber solche vermeinte Versöhnung folgendermassen geschehen. Auf dem Berge gegen die Höhle oder Kelle über ist eine Capelle S. Johanni geheiliget, in diese ist ein Priester aus Ellrich alle Jahr zu gewisser Zeit, in Begleitung seiner Pfarr-Kinder und andern Benachbarten der Höhle, in voller Prozession mit vorhergetragenem Kreuz, Fahnen und Bildern derer Heiligen gegangen, so bald nun daselbst der heilige Johannes genugsam verehret worden, hat derselbe mit eben der Prozession sich fort nach der Höhle gemachet, und in dieselbe ein Kreutz hinabgelassen, auch wieder herausgezogen. Als nun solches ebenfalls geschehen, hat er dem umstehenden Volke diese Reime zugerufen:

Kommt und kuket in die Kelle,
So kommt ihr nicht in die Hölle.“

Diese Prozessionen haben schon längst aufgehört. Auch Nixensagen gibt es von dem See in der Kelle.

Quellen:

• Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930