Der Lieper Heidenbaum

  Hesekiel a. a. O.

Dieser Baum war eine Eiche, ihrer Größe, ihrer Schönheit und ihres Alters wegen berühmt in der ganzen Gegend. Man konnte sie sehr weit sehen, wo nicht Hölzer den Blick hemmten. Aber nicht blos deshalb war die Eiche berühmt, es knüpften sich auch allerlei Sagen daran. Kein Landmann würde es gewagt haben, sich in ihrem Schatten auszuruhen, und zehrendes Fieber überfiel den, der unter ihren Zweigen auch nur hinschritt, mit einem Worte, der „Pieper Heidenbaum“ beschattete einen beschrieenen Platz.

Es ist noch gar nicht so lange her, daß Jeder, der an einem beschrieenen Platze vorbeikam, einen Stein darauf warf oder eine Scherbe, einen Baumast oder was er sonst gerade zur Hand hatte, damit der Plaz kenntlich sei und ihn nicht ein Unkundiger betrete, seinem Leibe oder gar seiner Seele zum Schaden. Auch wurden diese Schreckensorte mit Dornen eingefaßt oder auch mit einem Erdwall und Graben umzingelt, wodurch dieselben schon von Weitem wüst und unheimlich erscheinen mußten.

Quellen:

• Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930