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Der Tod verkündende Geist

  K. Aue.

Ein Bürger in Weimar starb schnell. In der Nacht nach seinem Tode ward eine Arbeit in dem Hause verrichtet, wozu eine Taglöhnerin bestellt war. Als diese, die von dem Tode des Mannes nichts wußte, mit Licht in den Hof trat, kam der Geist ihr entgegen. Sie bot ihm guten Morgen, er aber antwortete nicht und mit ernster Miene sprach er zu ihr: „ Bestelle dein Haus, denn um 11 Uhr bist du todt. „ Erschrocken eilte sie in das Haus, erfuhr hier, daß der Mann gestorben sei und daß sie folglich seinen Geist gesehen habe. Sie ging heim, bestellte ihr Haus und starb durch einen Nervenschlag zur angegebenen Stunde. Die Angehörigen des Mannes, die anfangs der Frau ihr Gesicht nicht glauben wollten, sahen ihn selber einige male. Sein Erscheinen war dadurch bedingt, daß er traurig über das Verlassen seiner unerzogenen Kinder hingeschieden war. Die Witwe starb bald hinterher.

Quellen: