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Der Stallmeister des Herzogs Bernhard von Weimar

  Happel, relationes curiosae. Vol. V, 707.

Der tapfere und heldenmüthige Herzog Bernhard von Weimar hatte unter seiner Dienerschaft auch einen Stallmeister, der sich auf Reiten, Ringen und Fechten über alle Maßen wohl verstand, übrigens aber in alle Ueppigkeit und Wollust, in alle erdenklichen Sünden und Laster tief versunken war. An seinem Leibe war er so hart als ein Stein, daß weder Schuß noch Stich an demselben haften konnte, und darum hatte er auch nichts weniger als den Tod zu fürchten. In dem Kampfe und Schlachtgewühle bediente er sich stets eines verdächtigen kohlschwarzen Hengstes, den sonst Niemand reiten konnte, und so lange er diesen unter sich hatte, war er vollends sicher und ohne alle Furcht, auch war ihm dann Keiner im Reiten, Rennen und Jagen überlegen und er hatte überall großes Glück. Endlich aber kam sein Verhängnis über ihn. Seine unbeschreibliche Kühnheit machte ihn nämlich so verwegen, daß er ganz blind und rasend in die Feinde eindrang und bei einer solchen Gelegenheit von den Kroaten umringt und gefangen wurde. Ehe er aber noch in ihre Gefangenschaft gerieth, hatten sich die Säbel und Pistolen der Kroaten weidlich an ihm versucht, jedoch ganz ohne Schaden und Wunden. Darüber waren aber die Kroaten nicht wenig verwundert, daß ihre so scharfen Säbel des Schneidens und Durchdringens so gar vergessen und ihre Kugeln stumpf geworden waren. Darum erdachten sie eine List. Sie gruben den Stallmeister bis an den Hals in die Erde, so daß nur der Kopf herausragte, schossen und warfen mit großen eisernen Kugeln so lange nach seinem Kopfe, bis er endlich sterben und seine Seele den Teufeln zur Beute hinterlassen mußte.

Das war der Ausgang der so großen und berufenen Tapferkeit, welche nicht in der Natur gegründet ist, sondern von dem Teufel herkommt.

Quellen: