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Der spukende Gelehrte

Nach dem Tode eines berühmten Gelehrten in Jena ward es in seinem Hause unheimlich, die Bewohner wurden von einer unsichtbaren Gewalt geneckt und erschreckt. Eines Abends ging die Haushälterin über einen Gang und hörte hinter sich ein Geräusch. Sie blickte sich um und sah den alten Herrn im Schlafrocke und mit der Perücke daher kommen und an ihr vorüber nach seiner seit seinem Tode verschlossenen Stube schreiten. Der Frau schwanden die Sinne, sie that einen Schrei und fiel mit dem Lichte nieder, bis man sie, da man sie vermißte, suchte und fand.

In dem Hause dieses Mannes wohnten sonst viele Studenten. Einem unter ihnen gelüstete nach des Verstorbenen Büchern, und da die Stube, in welcher sie waren, die Studierstube des Gelehrten, verschlossen war, beschloß er, durch das Kamin einzudringen und den Raub zu begehen. Es gelang ihm auch soweit, daß er bereits daran war, die Thüre zu öffnen, die aus dem Kamine in das Zimmer führte. Aber wie erschrak er, als er, die Thüre öffnend, den Todten an seinem Tische arbeitend sah! Er schrie und blieb dann halbtodt liegen. Nachdem er zur Besinnung gekommen, hat er den Vorfall selbst erzählt.

Quellen: