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Der Fiedler auf dem Schauenforst

Bei Orlamünda liegen auf einem ziemlich hohen und steilen Berge die Trümmer und Ruinen der alten Burg Schauenforst und unten am Fuße des Berges die Dörfer Dorndorf , Rödelwig und Engerda.

Einst war in Dorndorf Kirmes und die Musikanten aus Engerda spielten den Burschen und Mädchen lustig zum Tanze auf. Als man sich satt getanzt und den Kehraus gemacht hatte und männiglich müde den Tanzplatz verließ, begaben sich auch die Musikanten auf den Heimweg nach ihrem Dorfe. Es war eben Mitternachtsstunde, als sie von dannen zogen. Ihr Weg führte am Schauenforst vorüber. Da kommt Einem von ihnen, dem Baßgeiger, der Gedanke bei, dem alten Berggeiste oben auf dem Schauenforst noch ein Ständchen zu bringen und einen lustigen Tanz auszuspielen. Gesagt, gethan. Er steigt keck und muthig den Berg hinauf, obwohl ihn seine Gefährten von dem gefährlichen Wagniß abzubringen suchen, aber er läßt sich nicht halten. Als er oben angekommen ist, kratzt er tüchtig auf seiner Baßgeige und spielt einen Reigen, der schauerlich weithin durch die Nacht erklingt, so daß den muthigen Fiedler fast selber ein Grauen ankommt. Während er spielt, tritt aus dem zerfallenen Gemäuer näher und näher lauschend der Berggeist hervor und beginnt seinen Tanz. Als der Reigen zu Ende war, tritt der Geist zum Musikanten, lobt ihn und reicht ihm als Lohn einen Beutel, gefüllt mit Goldstücken. Ermuthigt spielt der lustige Fiedler den zweiten Tanz und erhält denselben Lohn, und noch ein dritter Reigen wird in gleicher Weise bezahlt. Doch nun ist es genug, er eilt von dannen und kommt wieder zu seinen Genossen, die unten am Berge seiner harren . „ Seht, “ ruft er ihnen jubelnd entgegen, diesen Lohn gab mir oben der Geist von seinen Schätzen . „ Staunend umringen ihn Alle, und als sie das Gold sehen, kommt einen Jeden die Lust und Begierde an, einen gleichen Lohn zu verdienen . Eilend steigen sie den Pfad hinauf zu den Trümmern der Burg, aber Keiner ist je wieder herunter gekommen. Was mit ihnen geworden ist, weiß Niemand zu sagen.

Quellen: