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Der Greifenstein bei Blankenburg

Die Umgegend von Blankenburg gehörte in alter Zeit einem Grafen von Käfernburg, welcher alljährlich der Jagd halber mehrmals dahin kam. Bei einer solchen Jagd geschah es, daß dem Grafen ein kostbarer Jagdfalke, Namens Greif, entflog. Es wurde Alles aufgeboten, das edle Thier zu finden und wieder einzufangen. Am andern Tage war der Graf selbst so glücklich, den Vogel auf einer Anhöhe zu finden. Dort hatte er sich auf einen großen Stein niedergelassen . Als er seinen Herrn erblickte, flog er ihm sofort auf den dargebotenen Arm. Der Stein aber, auf dem er saß, soll früher ein Opferaltar gewesen sein, der noch aus der Heidenzeit übrig war. Andere sagen auch, daß man an dem Orte in alter Zeit öffentliches Gericht gehalten und der Stein den Gerichtsplatz bezeichnet habe. Als nun der Graf, der früher noch nie auf diesen Berg gekommen war, sich ein wenig umschaute, wurde er von der herrlichen Aussicht, die sich ihm nach allen Seiten hin aufthat, so erfreut, daß er beschloß, auf demselben Berge eine Burg zu erbauen und öfter dort zu wohnen. Nach zwei Jahren war schon der größte Theil der Burg fertig und im dritten Jahre wurde der Bau mit einem hohen Thurme vollendet. Man sagt, dass bei diesem Baue der Mörtel mit Wein gemengt worden sei, damit er die Steine um so fester binde. Der Graf nannte die Burg seinem Vogel Greif zu Ehren Greifenstein. Die Burg liegt jetzt in Schutt und Trümmern und nur Ruinen lassen ihre vormalige Größe noch erkennen. Das Volk nennt sie das alte Schloß und sagt, sie sei bei einer Belagerung zerstört und verbrannt worden.

Quellen: