<<< zurück | Sagen aus Thüringen - Orts- und Volkssagen | weiter >>>

Warum die Zeiten jetzt so schlecht sind

  Hoffmeister in der Zeitschrift für heff. Geschichte und Landeskunde IV, 114.

Warum die Zeiten jetzt so schlecht sind und des Mangels und der Klagen so viel - begann ein alter Graukopf, nachdem er seine Pfeife mit dem Span angezündet hatte - das will ich euch sagen: daran ist das Menschenvolk schuld und sein Uebermuth.

Früher, vor langen, langen Jahren war's besser auf der Erde; da wuchsen an den Kornhalmen die Aehren und Körner von unten an bis oben hinauf und so lang der Halm war, so lang war auch die Aehre. Aber da die Menschen so reichlich und so viel ernteten, wurden die voll Muthwillens und achteten des Segens Gottes nicht. Einst hatte sich ein Kind verunreinigt, da riß die Mutter die reichen, schönen Aehren aus und trocknete ihr Kind damit ab. Darüber erzürnte der Herr im Himmel und befahl, daß die Kornhalme hinfort keine Achre mehr tragen sollten, weil die Menschen ihrer nicht werth seien. Nun erschracken die leichtsinnigen Menschen, flehten und sprachen: „Ach, Herr, laß nur für die Hühner etwas daran, damit diese sich sättigen können.“ Und so geschah es. Die Aehren, welche das Korn noch jetzt hervorbringt, sind das Wenige, was Gott um der Hühner willen übrig gelassen hat.

Quellen: