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Vom Grafen Ludwig, genannt der Springer

  Dür. Chron. S. 260 ff.

Nach dem Tode Ludwig's des Bärtigen kam sein Sohn Ludwig, den man nachher den Springer nannte, zur Herrschaft und besaß seines Vaters Erbe und Güter in Thüringen. Obwohl er noch jung war und erst sechzehn Jahre alt, so zeigte er sich doch in allen seinen Geschäften verständig und weise. Nach einigen Jahren kaufte er auch Sangerhausen mit seiner ganzen Zugehörung seines Bruders Sohne ab, dem Grafen Konrad von Honstein; auch andere Güter kaufte er, wo er sie haben mochte und brachte sie zu seiner Herrschaft. Seine Freunde und Herren riethen ihm, daß er sich verändern sollte und eine gute Freundschaft gewinnen, um Rath und Hilfe zu haben, wenn es ihm nöthig wäre. Man freite ihm des Herzogen Ulrich's von Sachsen Tochter und die nahm er im andern Jahre zur Ehe. Als er sie aber heimgebracht hatte, ward sie hoffärtig und ließ sich bedünken, daß der Graf Ludwig ihr nicht würdig wäre, weil ihr Vater ein Herzog war, er aber und sein Vater neue Grafen, und obwohl ihr Gemahl ein junger, stolzer, freidiger und schöner Mann war, that sie ihm doch so viel Schmach mit Worten und Werken an, daß er das von ihr nicht länger leiden wollte und sie ihrem Vater wieder heimschickte, bis er ihr gut genug würde. Ihr Vater, ihre Mutter und die andern Freunde straften sie darum also sehr mit Worten, daß sie in ihrem Herzen sich zu härmen und zu grämen anfing, in eine Krankheit verfiel und noch in demselben Jahre starb.

Quellen: