Nachrede stört der Todten Ruhe

Zwei Schwestern in Weimar waren nicht recht einig. Die eine starb. An dem Sterbetage musste die andere auf ihr Krautland gehen und als sie da arbeitete, ging die verstorbene vorüber. Bald darauf besuchte die überbliebene das Leichenhaus, ihre Schwester noch einmal zu sehen. Es war weiter Niemand zugegen. Als nun die Trauernde die Leiche mit Innigkeit betrachtete, erhub sich die Leiche mit dem Oberleibe und starrte die Schwester an, dann legte sie sich wieder. Die Todtenfrau kam dazu und verwunderte sich über das verstörte Ansehen der Frau, die den Vorfall nun erzählte. In der dritten Nacht nach dem Todesfalle kam die Ruhelose an das Bett der Schwester, die muthig sprach: „warum hast du doch keine Ruhe? Ich bin ja gut mit dir.“ Der Geist antwortete: „du störst mich, denn du sprichst zu viel von mir.“ Die Schwester versprach es zu unterlassen und der Geist schied für immer.

Quellen:

• Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930