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Das Brod mit harten Thalern gefüllt

  Börner Volkssagen S. 235

Zwei Bauerweiber gingen, die leeren Tragkörbe auf den Rücken, von Steinsdorf in den nahen Wald und besprachen ihre häuslichen Geschäfte. Brod backen wollten beide am nächsten Morgen für ihren Haushalt. Während sie so mit einander reden, steht mit einem Male ein Waldweibchen ihnen zur Seite, bittet und spricht: „backt doch ein Brod auch mir in meiner Noth, gross oder klein, am besten wie ein halber Mühlstein. „Ach, wir haben selbst genug Mäuler daheim zu füttern,“ gaben die Frauen zur Antwort“, und unser Ofen ist kaum gross genug, Brod für uns zu backen.“ „So wisst ihr also auch, wie Mangel thut und Armuth drückt,„ entgegnete das Waldweibchen“, erbarmt euch deshalb und backt mir ein Brod und legt es morgen hierher auf diesen dreifach bekreuzten Baumstock.„ Nach dieser Rede war das Waldweibchen wieder verschwunden.

Die Bauerweiber sprachen hin und her, was zu thun sei, zuletzt aber meinten sie doch in ihrer Gutmüthigkeit, sie dürften das arme Ding nicht vergeblich nach Brod suchen lassen. Am andern Morgen bucken sie gemeinschaftlich aus ihrem kleinen Mehlvorrath ein Brod, so gross wie die andern Brode, und trugen es in den Wald an den bezeichneten Ort.

Nach drei Tagen gingen diese Weiber wieder denselben Weg ins Holz. Ob wohl das Waldweibchen sein Brod geholt hat?“ sprach die eine Frau zur andern, und sie sahen nach, fanden aber ihre Gabe noch auf demselben Platze liegen, völlig unangerührt, wie es schien. Was sollte das heissen? Sie wussten sich nicht zu erklären, warum das Brod verschmäht liegen geblieben war, hatten sie es doch so gut gemeint. Unrecht aber schien es ihnen, das liebe Brod noch länger da liegen zu lassen, sie nahmen es also auf, aber gewaltig schwer war es unterdessen geworden. Das konnte wieder nicht mit rechten Dingen zugehen. Neugierig und verwundert schneiden sie ihren Laib Brod auf und lauter blanke Thaler rollen daraus hervor. So war ihre Gutthat auf lange Zeit hinaus reichlich belohnt worden.

Quellen: