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Zwerge als Bergleute.

  Brückner Landeskunde des Herzogthum Meiningen II, 593.

Nicht weit von dem Marktflecken Wallendorf, welcher an der Poststrasse von Sonneberg nach Saalfeld gelegen ist, wurde vormals ein Kupferbergwerk betrieben. Die Stollen des Werks, das den Besitzern des Wallendorfer Guts gehörte, ziehen sich in nördlicher Richtung fast bis nach Schmiedefeld, sind aber jetzt am Eingange verschüttet; auch die an sehnliche Wasserkunst desselben ist eingegangen.

Wenn in diesem Werke die Bergleute Feierabend gemacht hatten und nach Hause gegangen waren, sollen jederzeit sechs Zwerge in der Nacht fortgearbeitet und viel zu Tage gefördert haben. Da sie schlecht bekleidet waren und sehr zerlumpt aussahen, legte ihnen die alte Bergräthin Hammann, die Besitzerin des Werks, aus Mitleid und Dankbarkeit am Christmorgen sechs neue, niedliche, bunte Kleidungsstücke vor den Ausgang des Stollens zum Geschenk hin. Die Zwerge haben die Kleidungsstücke genommen, angezogen, sich aber auch alsbald mit den Worten entfernt:

„nun haben wir unsern Lohn
und gehen auf und davon.“

Wilde Wasser fielen bald darauf ins Werk, so dass es nicht mehr betrieben werden konnte.

Quellen: