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Das Mooskind

  Mündlich

Ein Mann aus Meura nahe bei Schwarzburg ging auf den Meierstein und wollte Grangelwiden (Weidenruthen zum Festbinden des Wagen-Grendels) holen. Da traf er eine Frau, die an einem Feuerchen sass und ein Kind wartete. Sie sagte zu ihm: „wenn du unterdessen mein Kind warten willst, so will ich dir Grangelwiden holen, dass du Zeit deines Lebens satt daran hast.„ Das war dem Manne recht, er nahm das Kind und die Frau ging fort. Wie aber der Mann das Kind auf seinem Schoosse hatte und es näher betrachtete, gewahrte er, dass es ein Mooskind war. Er dachte: „es ist doch recht dumm von dir, dass du dich da her setztest und wartest ein Mooskind,“ und alsbald warf er es in das Feuer. Kaum aber hatte er es gethan, so überkam ihn darob eine namenlose Angst; er machte sich aus dem Staube und lief nach Hause, so schnell er nur laufen konnte. An seiner Hausschwelle holte ihn aber doch die fremde Frau noch ein und hieb ihn mit einer Grangelruthe um die Beine. Darauf verschwand sie.

Der Mann starb noch in derselben Nacht, am Morgen aber fand man in der Hausflur die abgebrochene Spitze der Weidenruthe, sie war von Gold.

Quellen: