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Vom Binselloch und Ruthenacker

  Kessler von Sprengeisen Topographie des Herzoglich Meiningischen
  Antheils am Herzogthum Coburg. 1784. S. 29 f.
  Brückner Landeskunde des Herzogthum Meiningen II, 505.

Zwischen Meschenbach und Rabenäussig liegt am obern Retschenbach das kesselförmig vertiefte Zinselloch, eine Tropfsteinhöhle im Flösskalf. Den Namen hat diese Höhle von den berühmten kleinen Bergmännchen oder Bergzwergen, so man in hiessiger Gegend Zinselmännchen heisset. Diese sollen sonst ihre Wohnung in dieser Höhle gehabt haben. Als aber einst ein solches Zinselmännchen von einem Bauer aus Meschenbach in seinen Erbsen angetroffen ward, hat der unartige Bauer diesem armen Männchen sein Mützchen genommen; dieses hat ihm endlich versprochen, wenn er ihm sein Mützchen wiedergeben würde, wollte er ihm eine Ruthe stecken, wodurch er auf immer glücklich sein sollte. Das Zinselmännchen war aber sehr falsch und steckte den ganzen Acker voll Ruthen, folglich konnte der Bauer den Schatz nicht finden. Hierüber ergrimmt schlug der Bauer, als er wiederum ein Zinselmännchen in seinen Erbsen antraf, dasselbe, dass es starb. Dieses verdross die kleine unterirdische Gemeinde so sehr, dass sie sich entschlossen davon zu ziehen und man hat ihren neuen Aufenthalt noch nicht erfahren können. Indessen müsste Einer sehr verstockten Herzens sein, der an dieser Geschichte zweifeln wollte, weil noch bis diesen heutigen Tag der Acker, wo diese Mordgeschichte vorgegangen, der „Ruthenacker“ heisst. Auch fand sich noch vor 50 Jahren ein Stück im Thal herunter eine Höhle, welche die Zinselkirche“ hiess, so aber, da sie von den Kirchkindern verlassen worden, eingefallen ist.

Quellen: