Die Geistermette in der Liebfrauenkirche

  J. Chr. v. Hellbach Nachr. von der Lieben Frauen -Kirche zu Arnstadt. S. 118.

Man erzählt auch, dass ein Diaconus an der Liebfrauenkirche des Nachts einmal aus dem Schlafe erwacht sei und in der Meinung, es sei die Zeit zur Frühmette, sich in die Kirche begeben habe, seines Dienstes dort zu warten. Bei seinem Eintritt findet er den Gottesdienst schon begonnen, die Kerzen sind angezündet, an dem Hochaltare aber und an den Seitenaltären stehen Messpriester und Vicare, welche vor vielen hundert Jahren den Gottesdienst besorgt hatten. Während der Diaconus staunend dieses alles betrachtet, schlägt die Thurmuhr eins und sogleich erlöschen alle Kerzen, der gesammte Clerus ist mit einem Male verschwunden und mit ihm aller Glanz und alle Herrlichkeit der nächtlichen Geistermette. Der erschrockene Diaconus steht allein in der finstern Kirche.

Quellen:

• Dr. August Witzschel: Sagen aus Thüringen. Meersburg und Leipzig 1930