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Der fromme Bäcker Wolfhart in Reinhardsbrunn

  Annales Reinh. p. 251.
  Joh. Rothe dür. Chron. S. 454.

Um das Jahr 1279 lebte in dem Kloster Reinhardsbrunn ein frommer Mann mit Namen Wolfhart, der hatte das Backhaus unter sich und das Brod. Er war wohlthätig und gab den armen Leuten viel Almosen, denn damals war das Korn theuer, dass die Armen vor Hunger grosse Noth litten und ihrer viel nach Brod gingen. Als dies der Abt vernahm, besorgte er, es möchte dem Convente an Brod und Nahrung gebrechen und verbot dem Backmeister, er sollte kein Almosen geben, sondern nur so viel, als man von dem Convente Schüsselbrod aufhebe. Aber das that der Backmeister nicht, sondern gab den armen Leuten, wenn sie kamen und klagten, heimlich grosse Almosen. Das wurde dem Abte wieder gesagt und dieser wartete auf den Bäcker und wollte ihn bei der That treffen. Als dieser nun einmal den Hof daher kam und unter seinem Kleide viel Stücke geschnittenen Brodes trug, die er den armen Leuten vor dem Thore bringen wollte, welche darauf hofften und warteten, trat ihm der Abt in den Weg und sprach: „Herr Backmeister, was traget ihr “ „Herr, ich trage Späne in das Thorhaus,„ antwortete jener. Da that ihm der Abt das Kleid auseinander und sah nichts als Späne. So ging der fromme Bäcker weiter und gab die Almosen den Armen und speiste und erfreute sie. Darnach schaute der Abt auf das Kornhaus und fand eben wenig Korn, dass er erschrack und zornig ward, den Backmeister zu sich rief und ihn fragte, wo das Korn wäre, davon der Convent leben sollte. Dieser antwortete erschrocken: „wir haben Korns genug.“ „Das zeiget mir,“ sprach der Abt und ging mit ihm und fand alle Leuben voll Korn. „Das war heute nicht hier, woher kommt es?“ frug erstaunt der Abt; „Gott hat es uns bescheert,“ war des frommen Bäckers Antwort.

Quellen: