<<< zurück | Sagen aus Thüringen - Orts- und Volkssagen | weiter >>>

Bruder Volkmar in Reinhardsbrunn

  Gerstenberger thür. u. heff. Chron. S. 375.

Zur Zeit, als die heilige Elisabeth zu Marburg starb, lebte in dem Kloster zu Reinhardsbrunn ein Laienbruder, genannt Bruder Volkmar, ein gar frommer und andächtiger Mann, der seine Sünden zu büßen stets einen Panzer auf dem blossen Leibe trug. Diesem frommen Bruder hatte sich die heilige Elisabeth, als sie noch am Leben war, in sein Gebet befohlen. Nun war derselbe auch Mühlenmeister des Klosters und es geschah, dass, als er an der Mühle etwas bessern und ändern wollte, der rechte Arm vom Räderwerk der Mühle ergriffen und elendiglich zerbrochen und zerstossen wurde und er an grossen Schmerzen darnieder lag. In derselben Nacht aber, als die heilige Elisabeth zu Marburg verschied, erschien sie in grosser Klarheit und königlicher Kleidung dem Bruder Volkmar, der in dem Kloster zu Reinhardsbrunn auf seinem Lager vor Schmerzen wachte, und Gott im Gebet anrief um Gnade in seiner grossen Pein. „Bruder Volkmar,“ sprach sie zu ihm „wie geht es dir?“ Da erschrak er vor ihrer grossen Klarheit, aber er erkannte sie doch und erwiederte: „o Herrin, welch' köstlich Gewand tragt ihr jetzt, so ihr doch pfleget nur geringe Kleider anzulegen“ Sie antwortete: „Bruder Volkmar, ich habe meinen Stand verändert„, und damit rührte sie die kranke Hand an und machte sie gesund.

Quellen: