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Die Kuh aus dem Wittgenstein

  Mündlich.
  L. Storch a. a. D. S. 56.

Der Farnröder Hirt weidet in der Gegend des Wittgensteins und sieht einige Morgen hintereinander eine schöne grosse Kuh bei seiner Herde, die er nicht kennt, auch weiss er nicht, wie sie zur Herde gekommen ist. Wenn er Abends heimtreibt, ist die Kuh verschwunden, und nie hat er gesehen, wohin. Er giebt endlich mit seinem Jungen genau Achtung und nimmt wahr, dass die Kuh früh aus den Erlenbüschen unter dem Wittgenstein herauskommt und am Abend wieder hinein läuft. Am nächsten Abend geht er ihr nach und sieht, wie sie in die Kluft sich hineindrängt. Unerschrocken schlüpft er hinterdrein. Da kommt er in einen hellen, weiten Gang und an eine Thür. Er klopft an; ein kleines graues Männchen tritt heraus und fragt ihn barsch nach seinem Begehr. „Das Hutgeld für die Kuh, welche ihr mir alle Tage zur Weide schickt,“ antwortete der Hirt, und der Kleine drückt ihm einen alten harten Thaler in die Hand mit den Worten: „du würdest mehr erhalten, hättest du nicht grob gefordert.“ Die Kuh kam aber nicht mehr zur Weide und der Hirt konnte später auch den Gang in den Stein nicht wieder finden.

Quellen: