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Der Bergmann am Markberge

  L. Storch a. a. D. S. 215.
  Mündlich.

Ein Bergmann aus der Ruhl ging einmal am güldenen Sonntage am Markberge spazieren, um sich eine besondere Stelle zu besehen. Da gewahrt er eine wunderbar schöne Blume, wie ihm noch nie eine zu Gesicht gekommen war. Er geht hin, bückt sich nieder, bricht die Blume und steckt sie an seine Bergmannsmütze. Kaum hat er das gethan, so ist auch die ganze Gegend verändert. Ein herrliches, glänzendes Schloss mit weit geöffneten Thüren steht vor ihm, er schaut hinein und erblickt darin allerlei, was seine Neugierde reizt und lockt. Ohne langes Besinnen tritt er hinein, geht durch verschiedene, hell erleuchtete Gänge und kommt zulegt in einen reich geschmückten Saal, in dessen Mitte hinter einem kostbaren Tische ein altes graues, sonderbar gekleidetes Männchen sitzt und aus einem Kasten Goldstücke auf den Tisch zählt. Das Männchen nickt dem Bergmann freundlich zu und spricht auf das Gold hindeutend: „nimm dir, so viel du willst, vergiss aber den Schlüssel nicht!„ Der Bergmann füllt sich erst die Taschen, dann thut er seine Mütze ab und füllt sie gleichfalls mit Goldstücken bis zum Rande an. Bei dieser Arbeit war aber die Blume von der Mütze herabgefallen, er achtet aber ihren Verlust nicht und lässt sie unbekümmert am Boden liegen.

Nun will er weggehen, da ruft ihm nochmals das graue Männchen zu: „vergiss aber den Schlüssel nicht!“ Doch unverständlich ist dem Bergmann die Warnung und er lässt sie unbeachtet, eilt froh des erhaltenen Schatzes aus dem Schlosse, das Männchen aber trippelt hinter ihm her und macht dabei allerlei sonderbare und verzwickte Grimassen. Als der Bergmann aber zur Thür des Schlosses hinausgehen will, ruft das Männlein fast wie unsinnig zum dritten Male: „vergiss den Schlüssel nicht!“ allein der Bergmann bleibt taub für die Mahnung. Kaum war er aus dem Zauberschloss getreten, so war auch alles wieder verschwunden und er steht an derselben Stelle, wo er die Wunderblume gepflückt hatte. Nur eine Stimme ruft ihm zu: „hättest du die Blume nicht vergessen diese war der Schlüssel so hättest du jederzeit wiederkommen und dir noch viele Schätze holen können.„ Aber der Bergmann grämte sich eben nicht sehr darum, er hatte ja genug, um gut und sorgenfrei leben zu können.

Quellen: