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Von allerlei Spuk beim hohen Kreuz zwischen Eisenach und Wilhelmsthal

  Aus einem Amtsbericht vom Jahre 1744.

Das Forsthaus, welches an der Fahrstrasse zwischen Eisenach und Wilhelmsthal mitten im Walde gelegen jezt „zur hohen Sonne“ genannt wird, hiess vordem „zum hohen Kreuz.“ Der Schmidt Lorenz Luther aus Eckartshausen hat in Eisenach vor dem Amte erzählt, er habe von seinem Vater und Grossvater, welche auch alte Leute gewesen, zum öftern gehört, dass in den alten Zeiten, da hier noch alles katholisch gewesen, an dem Orte, welcher das hohe Kreuz genannt werde, eine Wallfahrt gewesen und daselbst ein hohes Kreuz gestanden habe. Ein anderer Mann aus Eckartshausen wollte von einem Jäger, der auf dem hohen Kreuz gewohnt hatte, gehört haben, dass eine weisse Frau zu Zeiten dort erschienen sei, welche in der obersten Stube, wenn die Leute im Bette gelegen, sich niedergesezt habe. Ein Bauer aus Etterwinden hat vor dem Amte in Eisenach ausgesagt, er habe von seiner Mutter gehört, dass bei dem hohen Kreuze Hans Malschen von Etterwinden, der nun schon lange todt sei, ein Sarg auf den Rücken sich gehängt habe, den er bis in das Etterwinder Feld habe fortschleppen müssen, wo er endlich von ihm gefallen sei. Als dieser Hans Malsch nach Hause gekommen, wäre er fast wie rasend geworden. Auch sollte neben den Etterwinder Leuten, wenn sie auf ihrem Wege bei dem hohen Kreuze gewesen, vielmals ein Gespenst hergegangen sein.

Andreas Steinbrecher, gleichfalls aus Etterwinden, hat folgendes erzählt. Vor ungefähr 20 Jahren bin ich einmal des Abends spät mit einem Karren von Eisenach nach Etterwinden zurückgefahren und wollte den Thiergarten passieren. Da ich nun an das hohe Kreuz kam und das Thor aufzumachen begehrte, der Wärter aber solches nicht thun wollte, sah ich eine Kutsche in dem Wege von der kalten Stude herüber auf das hohe Kreuz zu fahren. Dieser bin ich entgegen gegangen zu sagen, wie sie den Thiergarten nicht aufmachen wollten. Als ich an die Kutsche herankam, sah ich, dass sechs Pferde davor gespannt waren, die Kutsche wie eine ordentliche Kutsche aussah, auch ein Kerl vorne darauf sass und einer hinten darauf stand, wobei es mir nicht anders erschien, als ob das Geschirr von den Pferden und die Kleider der Kerls wie lauter Silber und Gold glänzten. Als ich sie aber anreden wollte, hat es einen starken Plump gethan und es war nicht anders gewesen, als wenn alles mit einander auf einmal in die Erde gesunken wäre; gleich darauf war nichts mehr davon zu sehen. Das Fahren der Kutsche und das Rasseln der Pferde habe ich, ehe ich noch recht nahe gekommen war, gar eigentlich gehört, auch gesehen, dass von den Hufeisen auf der Erde Feuerfunken gegeben wurden.

Auch hat mir meine Mutter vielmal erzählt, dass einem Manne von Etterwinden auf dem Wege nach dem hohen Kreuz seitwärts her eine Leiche mit ihren Trägern und dem Schülerchor begegnet ist, welche nach dem hohen Kreuz zu getragen wurde; und Andere sagen, dass in dem Wege unterm hohen Kreuz sich ihnen eine Frau aufgehockt und die Arme, welche wie vermodertes Holz gewesen, über ihre Schultern gelegt habe. Diese Frau hätten sie bis aufs hohe Kreuz tragen müssen, wo sie wieder auf die Beine getreten und von ihnen geblieben wäre.

Quellen: