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Der spukende Pfarrer

  2. Storch Vörwerts-Häns. Leipzig 1855. S. 226.
  Mündlich.

Auf der Eisenacher Seite der Ruhl lebte vor Zeiten ein Pfarrer, Namens Feuchter. Gott weiss, was er in seinem Leben mochte getrieben haben, denn kaum war er todt, so spukte er furchtbar und wanderte mit grossem Geräusch durchs ganze Haus, machte die Thüren auf, schlug sie wieder zu, warf Tische und Stühle über einander und vertrieb alle Leute aus dem Pfarrhaus. Als nun das Ding von Tage zu Tage ärger wurde, verschrieb die Gemeinde ein Paar Jesuiten. Diese zitierten den Geist des Pfarrers im Beisein des Schulzen und der ganzen Gemeindevormundschaft in die Kirche vor den Altar. Dort musste er in einen Sack kriechen und nun trugen sie ihn in die Gallert, massen eine Strecke ab, wo er wandern darf, liessen ihn heraus und bannten ihn dorthin.

Viel hundert Menschen haben ihn in der Dämmerung dort im Chorrock und mit den Schläppchen gesehen. Er niest zuweilen, spricht aber jemand, der nicht weiss, dass es ein gebannter Geist ist: „helf Gott!„ so gibt ihm der böse Pfarrer eine Maulschelle und verschwindet. Solche Possen macht er viel. Er hat sich sogar den Leuten aufgehockt, die haben ihn tragen müssen, wie den Bieresel.

Quellen: