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Der Wichtel wird aus dem Hause verbannt

  Mündlich.

In einem Bauerhause wohnte ein Wichtel, der den Leuten bei der Arbeit getreulich half und viele nützliche Dienste leistete. Der Kleine hatte nur die üble Gewohnheit, dass er bei den Kindern, wenn sie ihr Brod verzehrten, hungrig und verlangend stehen blieb und nicht von der Stelle wich; wenn aber ein Kind nur einen Augenblick sein Brod aus der Hand legte, so war er sogleich hinterdrein und hatte es im Nu verzehrt. Das verdross Kinder und Eltern in gleicher Weise und man dachte ernstlich daran, wie man den schlimmen Gast aus dem Hause schaffen könnte. Da kommt einmal ein fremder Mann zu den Leuten, dem erzählen sie die Sache mit dem Wichtelmann und seine Naschhaftigkeit. „Da ist Rath zu schaffen,“ spricht der fremde Mann, nehmt, wenn der Wichtel wieder bei den Kindern steht und ihnen das Butterbrod neidet, zwei Nussschaalen, die eine mit Wasser gefüllt, giesst das Wasser aus der einen Schale in die andere, dann wieder aus dieser in die erste und thut das eine Zeit lang weiter. Der Wichtel wird dieser Arbeit nicht gar lange zusehen und bald auf und davon sein.“ Die Leute merkten sich das und bei der ersten Gelegenheit thaten sie, wie der Mann ihnen gesagt hatte. Der Wichtelmann sah eine kurze Weile erstaunt und verwundert zu, dann rief er aus: „bin doch so alt als der Sülingswald und hab' mein' Lebtage noch nicht solche Brauerei gesehn!„ lief alsbald auch zur Thür hinaus und ward nie wieder in dem Hause gesehen.

Quellen: