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Die Henningshöhle auf dem Hellersstein

  Mündlich.
  Thüringen u. der Harz V, 155.

Wenn man auf dem Hellerstein an der sogenannten Aussicht nach dem östlichen Berggipfel zugeht, gewahrt man verschiedene tiefe Schluchten und breite Felsspalten, die von oben her in den Berg hineingehen. Von einer dieser Höhlen, die sich inmitten der senkrechten Felswand unter der Aussicht befindet, sagt man, sie sei in grauer Vorzeit die Wohnung eines gefürchteten Räubers, Namens Henning, gewesen. Dieser Räuber liess seinem Pferde die Hufeisen jederzeit verkehrt aufschlagen, um sicher allen Nachstellungen zu entgehen. Einst hatte er ein Mädchen von Heldra geraubt und zu seinem Dienste gezwungen. Am Himmelfahrtsfeste gestattete er ihr ein Stündchen nach Hause zu gehen und ihre Eltern und Geschwister zu besuchen, nachdem sie ihm vorher geschworen hatte, dass sie wieder kommen und keinem Menschen sagen wolle, woher sie komme und wohin sie gehe. Und als sich nun die Eltern über ihre Rückkehr freuten und fragten, wo sie so lange gewesen, und als beim Abschiede die Brüder in sie drangen und forschten, wohin sie gehe, da hat sie weinend geschwiegen und ihren Eid gehalten, aber Erbsen in ihrer Schürze mitgenommen und einzeln auf ihrem Wege verstreut. Diesen Spuren und Zeichen sind die Brüder und andere mannhafte Burschen des Dorfes nachgegangen, haben die Höhle in der Felswand erstiegen, den Räuber erschlagen, die Schwester befreit und fröhlich nach Hause geführt.1)

Quellen:


1)
Anm. Sagenwiki: Weitere Informationen zur Höhle und zu Räuber Henning gibt es auf Wikipedia