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Von der treuen und innigen Liebe des jungen Landgrafen Ludwig zu seiner Braut Elisabeth

  Leben des heil. Ludwig S. 25 f.
  Joh. Rothe düring. Chron. S. 341 f.

Der junge Landgraf Ludwig hatte seine ihm schon im Kindesalter verlobte Braut innig lieb und war ihr von ganzer Seele zugethan, denn Gott selbst hatte ihn mit dieser Liebe erfüllt und sein ganzes Herz der fremden Königstochter zugeneigt. Wenn er sie allein fand, pflegte er recht gütlich mit ihr zu reden und tröstete sie freundlich und liebevoll mit süssen Worten. Auch hatte er die Gewohnheit, dass wenn er über Land gewesen war und wieder heimkam, er sie freundlich an seinen Arm nahm und irgend ein Kleinod, das er mitgebracht hatte, als Geschenk ihr darreichte.

Mancherlei Rede ging zwar unter den Hofleuten und viele unter ihnen zweifelten, ob der Landgraf sie bei sich behalten und zur Ehe nehmen oder sie wieder heimsenden wollte nach Ungarn. Dagegen waren auch bidere Herrn und Grafen, Ritter und Knechte, denen es herzlich leid gewesen wäre, wenn man sie wieder heimgesandt hätte, besonders der Ritter Herr Walter von Vargila, welcher vom Landgrafen Hermann nach Ungarn gesandt worden war und die heilige Elisabeth in das Land geführt hatte.

Dieser ritt einmal auf dem Felde zu dem edlen Landgrafen heran und sprach heimlich also zu ihm: „gnädiger Herr, ich möchte euch etwas fragen, wollt ihr mir wohl auf meine Frage Bericht geben?“ „Frage nur getrost,“ antwortete ihm der milde Fürst „,was sich ziemet, will ich dir gern sagen.“ Da sprach Herr Walter, der gestrenge Ritter: „lieber Herr, wollt ihr des Königs Tochter von Ungarn zur Ehe behalten oder wollt ihr sie wieder heim senden ?“ Da zeigte der tugendsame Fürst auf den Inselsberg und sprach: „siehst du den grossen Berg vor uns liegen? Wäre der von rothem Golde und wäre er mein, so wollte ich dessen doch lieber entsagen als meiner lieben Braut Elisabeth. Man sage was man wolle, ich sage dir, dass sie mir lieb ist und ich auf dieser Erde nichts lieberes habe.“

Darauf antwortete der Ritter: „Herr, darf ich ihr diese Botschaft bringen?“ „Ja, sprach der Fürst, das sollst du thun und bringe ihr auch dazu das Wahrzeichen, das ich dir gebe.“ Und er zog aus seinem Beutel einen zwiefachen Spiegel, der wohl gefasst war und auf der einen Seite ein schlichtes, einfaches Glas, auf der andern aber ein Gemälde hatte, die Marter und das Leiden unseres Herrn und Heilandes. Diesen sandte er ihr in rechter treuer Liebe.

Als Elisabeth den Spiegel in ihre Hand nahm, lachte sie freundlich und dankte dem trefflichen Ritter.

Quellen: