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Das St. Georgenbanner

  Annall. Reinhardsbr. p. 50 sq.
  Histor. de Landgrav. Thuring. ap. Pistor. I, 1318.
  Bange thür. Chron. Bl. 69.

Ludwig, der dritte Landgraf von Thüringen und Hessen, unternahm mit seinem Oheim, dem Kaiser Friedrich, genannt der Rothbart, eine Kreuzfahrt in das heilige Land und verrichtete dort viele tapfere Thaten als ein rechter Christenheld unter dem Beistande Gottes und des heiligen Georg, den er als seinen besondern Schuztpatron hoch verehrte und zu dessen Ehre er auch daheim auf dem Markte zu Eisenach eine Kirche erbauen liess. Dieser ritterliche Heilige half ihm bald allein, bald auch mit seiner himmlischen Heerschaar im Streite gegen die Heiden siegen und eignete ihm das seinem Schilde gleiche Kreuzbanner als ein rechtes Siegeszeichen und Siegespfand. Denn als sich das Christenheer einmal in grosser Noth und Gefahr befand, rief der fromme Landgraf Gott um seine Hilfe und seinen Beistand an und alsbald gewahrt er in der Ferne einen stattlichen Ritter auf einem weissen Rosse nahen, dessen Rüstung und Fahne mit einem rothen Kreuze gezeichnet war. Der Ritter steckt seine Fahne in die Erde und spricht zu dem Landgrafen: „mit diesem Banner wirst du siegen, “ und verschwand. Der Landgraf aber und alle Andern erkannten in ihm den heiligen Georg. Und als nun viele Kreuzritter die Fahne mit ihren Händen erfassten und aus der Erde ziehen wollten, vermochte es keiner von ihnen, nur der Landgraf zog sie mit grosser Behendigkeit heraus.

Mit diesem Banner, welches Siegehart, das ist Siegesfahne, genannt wurde, schlug der Landgraf die Feinde alsbald in die Flucht und trieb sie bis zum Zelte Saladins in ihr Lager zurück. Unter diesem Banner führte Ludwig der Fromme vor dem Kaiser den Vorstreit und siegte noch oft gegen die Ungläubigen. Und als er dann in dem gelobten Lande erkrankt und auf seiner Heimfahrt, die er angetreten hatte, auf der Insel Cypern gestorben war, wurde das Banner von den Seinen auf die Wartburg gebracht, nach langer Zeit aber kam es auf das Schloss Tharandt in Meissen. Später verbrannte das Schloss, da haben viele Leute diese Georgenfahne zu dem Fenster hinaus in die Luft fliegen gesehen, Niemand aber wusste zu sagen, wo sie hingekommen ist.

Quellen: