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Eine andere Sage von Ludwigs Seelenpein

  Caesar. heisterb. dial. mir. I, 34.
  Nicolai de Siegen chron. eccl. p. 333 .
  Joh. Rothe dür. Chron. S. 296.
  Histor. Landgr. ap. Eccard. p. 380 .
  Bange thür. Chron. Bl. 65.

Dem Landgrafen Ludwig dem eisernen folgte in der Herrschaft sein ältester Sohn, den man den milden Ludwig nannte. Dieser hätte gern gewusst, wie es um seines Vaters Seele bestellt wäre, ob gut oder übel. Das hörte ein Ritter an seinem Hofe, der war arm und hatte einen Bruder, welcher ein Pfaffe und Schwarzkünstler war. Diesen bat der Ritter, dass er doch von dem Teufel erfahren wollte, wie es um des eisernen Landgrafen Seele stehe. Jener sprach: „ich will es gerne thun, auf dass dich der junge Fürst desto besser halte.“

Darauf lud er den bösen Geist und sprach zu ihm: „ich beschwöre dich, dass du mir sagest, wo des Landgrafen, den man den eisernen nannte, Seele hinkommen ist. “Der Teufel antwortete: „willst du mit mir fahren, so will ich dir zeigen, wo er ist.“ „Ich möchte ihn gern sehen,“ erwiederte der Pfaff „wenns ohne Schaden geschehen könnte.“ „Ich schwöre dir,“ sprach der Teufel „bei dem höchsten und lebendigen Gott und seinem schrecklichen Gerichte, wenn du mir glaubst und vertrauest, dass ich dich gesund hin und wieder heim bringen will.“ Als er das gesagt hatte, sass der Pfaff auf des Teufels Hals, der ihn in kurzer Zeit an die Pforten der Hölle brachte, wo er gar grausame Pein auf mancherlei Weise sah und hörte. Davon erschrack er sehr, zitterte und bebte.

Da rief ein anderer Teufel und sprach zu dem ersten: „wer ist der, den du auf dem Halse hast ? Bring ihn her!“ „Es ist unser Freund,“ antwortete jener, dem habe ich geschworen, dass ich ihn nicht verlegen wolle, sondern dass ich ihm des eisernen Landgrafen Seele zeige.“ Darauf hub der andere Teufel von einer Grube einen glühenden Deckel, darauf er sass, steckte eine eherne Posaune in die Grube und blies so sehr und schrecklich hinein, dass dem Pfaffen deuchte, die ganze Welt erbebe und erschalle davon. Und nach einer Stunde fuhr eine grosse Flamme aus der Grube hervor mit Rauch, Funken und Schwefelgestank und darin des Landgrafen Seele und gab sich dem Pfaffen zu erkennen und sprach: hier bin ich armer Landgraf, dein gewesener Herr, und wollte Gott, dass ich es nie gewesen wäre. Ich muss hier stetig grosse und schwere Pein leiden.“

Der Pfaff sprach: „Herr, ich bin zu euch von euerm Sohne gesandt, dass ich erfahren sollte, wie es um euch gethan sei, ob er euch mit etwas helfen möchte.“ Der Landgraf antwortet: „wie es mir gehet, das hast du gesehen, doch sollst du wissen, wenn meine Kinder den Gotteshäusern, Stiftern und Klöstern ihr Erbe und ihre Güter wiedergeben, die ich zu meiner Herrschaft mit Unrecht gebracht habe, so wäre dies meiner Seele eine grosse Hilfe.“ „Herr, sie glauben mir diese Rede nicht,“ entgegnete der Pfaff. Da sagte ihm der Landgraf ein Wahrzeichen, das Niemand wusste als seine Kinder.

Alsdann wurde der Landgraf wieder in die Grube gethan, und der Teufel führte den Pfaffen heim. Und obwohl er am Leben blieb, verlor er doch seine natürliche Farbe, denn er war alle Zeit gelb und bleich, dass man ihn kaum erkannte. Die Worte des Landgrafen und das Wahrzeichen erzählte er seinen Kindern, aber es war wenig nütze, denn sie wollten die Güter nicht zurückgeben.

Der Pfaff aber begab sein Lehen und seine Güter und wurde ein grauer Mönch zu Volkerode.

Quellen: